STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Kahnfahrten im Nebel

Ach, was hätte das schön sein können: Endlich mal wieder ein Krimi ohne Leiche. Aber nein, am Ende muss natürlich noch jemand dran glauben, auch wenn die „Gurkenkönigin“ quasi die Antwort des „Polizeirufs 110“ auf den Münster-„Tatort“ ist, nämlich als Parodie angelegt. Und weil wir es natürlich auch bei diesem RBB-Gurkenthriller mit Hauptwachtmeister Krause (Horst Krause) zu tun haben, ist das alles ein bisschen wie Ohnesorg-Theater im Spreewald.

Allein dient das krumme Kürbisgewächs nur als Vorwand für diverse Kahnfahrten mit oder ohne Nebel, der Rest ist eher innerfamiliäres Kammerspiel in reizender Landschaft. Der Tourismusverband Spreewald kann also zufrieden sein, für den Zuschauer daheim beim Schmalzbrot mit Gewürzgurke ist’s aber im Großen und Ganzen auch okay. Immerhin kommt der Krimi, anders als der „Tatort“, gänzlich ohne sozialkritische Metaebene aus.

Dass der Film funktioniert, liegt an ein paar starken Frauen, allen voran Susanne Lothar als „Gurkenkönigin“ Luise König, die den einst von den DDR-Verstaatlichern entrissenen Familienbetrieb seit der Wende mit stalinistischer Strenge führt. Und der Film funktioniert dank Sophie Rois, die als Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch für die schwangere Maria Simon einspringt. Rois kalauert sich tapfer durch das Gurkenbiosphärenreservat und geht allen souverän auf den Geist, während Krause die Würstel brav mit seinem Hund teilt und erleichtert ist, dass ihm keiner den Umstand, mal wieder seine Dienstwaffe verschusselt zu haben, sonderlich übel nimmt.

Für das Übelnehmen ist die Familie König nebst den beiden hinreißenden Töchterlein, allerlei verflossenen Liebschaften und Opa zuständig. Luise König wird kurz vor ihrem 50. Geburtstag in der Fabrik überfallen, was ihr aber auch nicht wirklich wichtig ist. Und am Ende bleibt die Erkenntnis: Gurkenfabriken machen nicht glücklich.

„Polizeiruf 110“: „Die Gurkenkönigin“; So., 20.15 Uhr, ARD