STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Ballade, keine Schmonzette

Hier schon mal die gute Nachricht: Mehmet Kurtulus hat keine Angst vor der Arbeitslosigkeit, das hat er jedenfalls nach diversen Medienberichten erzählt und bei Bild noch nachgeschoben: „Ehrlich gesagt, liebe ich den Casino-Aspekt unseres Berufs. Der sogenannte freie Fall ist gerade das, was mich kickt.“

Diese Ehrliche-Rothaut-Attitüde passt auch schick zum vom NDR jetzt ausgemusterten Ausnahme-Ermittler Cenk Batu, den Kurtulus über sechs meist sehr gute Folgen des Hamburger-„Tatorts“ mimte. Wenn Batu am Sonntagabend „Winnetou 3“-tauglich am Ende – ja, komm, das muss jetzt hier schon verraten werden, stand doch auch schon überall – verröchelt und so seiner großen Liebe ebendiese beweist, geht eine kleine, feine Ära zu Ende. Nicht, dass „Die Ballade von Cenk und Valerie“ Karl-May-taugliche Schmonzette wäre, dafür ist der Ausflug in die große, böse Welt der Hochfinanz viel zu packend inszeniert.

Doch am Ende bleibt – Frust. Weil der NDR eine der spannendsten Ermittlerfiguren killt: Cenk Batu war Türke, Undercover-Cop, Einzelgänger. Und die Stoffe waren gut, mehr „cutting edge“ als viele deutsche TV-Krimis auf jeden Fall.

Doch mit Fernsehkrimis ist es eben wie mit dem Thai-Imbiss an der Ecke: Sie fangen ambitioniert an – und dann kommt das Publikum und verlangt Hühnchen süßsauer, bloß nicht zu scharf gewürzt, bloß keine wirklich neuen Ideen, bloß nicht zu viel Authentizität. Und der kluge Geschäftsmann oder Sender stellt sich darauf ein. Leiche muss, der Rest kann, Hauptsache, die Grundsoße stimmt, heißt es eben auch beim „Tatort“.

Das Ende vom Lied: Nur sieben Millionen guckten Cenk Batu, andere „Tatorte“ kommen auf locker über zehn. Bevor wir jetzt aber den blöden NDR hauen oder den niedlichen Nachfolger als Hamburger Kommissar (Til Schweiger), sollten wir uns eins klarmachen: Die Zuschauer, das sind – wir.

Hamburg-„Tatort“: Die Ballade von Cenk und Valerie; Sonntag, 20.15, ARD