ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Das A-Team von Stockholm

Der eine kriegt einen Dartpfeil mitten ins Auge, plonk, tot. Der andere einen Schuss in den Hals, dann in die Backe, dass das Blut wasserfallartig herausschießt. Noch einen erwischt’s eiskalt, während er telefoniert, und als sein totes Gesicht an der Autoscheibe entlangrutscht, quietscht es rot. Und so weiter und so weiter.

Ist ja typisch, immer diese brutalen skandinavischen Krimis, wird wieder irgendwer sagen, aber sei’s drum: In „Misterioso“, der TV-Fassung des ersten Bandes des Bestseller-Schweden Arne Dahl um den Inspektor Paul Hjelm und seine A-Gruppe, bekommt man in zwei Stunden wenigstens etwas geboten, alles fern von langatmigen Redundanzdialogen.

Versprochen: Wegdösen geht gar nicht, wenn diese herrlich wild zusammengestoppelte Stockholmer Sonderermittlungstruppe immer wieder daran scheitert, auf die Spur des Massenmörders zu kommen – und daher ein Topmanager nach dem anderen gekillt wird. Mit einiger Verwunderung sieht man, mit welchem Tatendrang die Kommissare sich buchstäblich in die Arbeit stürzen, zwei bringt es dabei fast um.

Es ist die erste von vier Dahl-Verfilmungen, die das ZDF koproduziert hat (und die in den kommenden Wochen immer sonntags laufen), und diese Folge unter der Regie von Harald Hamrell macht Lust, sich auch den Rest anzuschauen. Auch um die verschrobenen Ermittlertypen Viggo Norlander (Claes Ljungmark), Aarto Söderstedt (Niklas Åkerfelt) besser kennenzulernen und zu sehen, was aus Paul Hjelm (Shanti Roney) und Kerstin Holm (Malin Arvidsson) noch so wird.

Das Überraschendste aber ist wohl, wie wunderbar Jazz als Soundtrack zu Fernsehkrimis passt. Hier ist das Klavier-Pling-Plang von Thelonious Monks „Misterioso“ Teil des Falls, es klingt so klar und geradeheraus, wie der Mörder arbeitet. Aber es wäre schön, wenn die Trollos der Gruppe A weiter zu so guter Musik nach Tätern fahnden. Bitte.

„Misterioso“; So., 22 Uhr, ZDF