Kein heißer Herd

Vattenfall-Chef debattiert auf grünem Klimakongress über Moorburg und die Energieversorgung der Zukunft

Hans-Jürgen Cramer schlug sich wacker. Zwei Stunden lang debattierte der Vattenfall-Vorstand am Freitagnachmittag auf dem Klimakongress der GAL über das Kohlekraftwerk Moorburg. Viel mehr als höflichen Applaus der gut 100 ZuhörerInnen bekam er nicht, aber die Erleichterung, „hier nicht auf eine heiße Herdplatte gesetzt worden zu sein“, war ihm deutlich anzumerken: „Das war sehr fair, wir sollten im Gespräch bleiben.“

„Wir sind weder Atomköpfe noch Steinkohlebarone“, hatte Cramer auf dem Podium im Altonaer Kultwerk West beteuert, die Infostände der Initiative „Tschüß Vattenfall“ und der Öko-Konkurrenz von Greenpeace Energy und Lichtblick vor Augen. Ja, gab er zu, Vattenfall habe selbst dazu beigetragen, Kunden zu vergraulen, „da sind Fehler gemacht worden“. Genaue Zahlen nannte Cramer jedoch nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass der schwedische Energiekonzern an seinen Hauptsitzen Hamburg und Berlin über 100.000 Stromkunden verloren hat.

Einigkeit darüber, ob Moorburg eine „klimakillende Dreckschleuder“ oder eine „energiepolitische Notwendigkeit“ ist, wurde allerdings nicht erzielt. Dazu waren die Positionen von Cramer und seinen beiden Kontrahenten zu weit auseinander. Der Vattenfall-Chef beharrte darauf, dass es für eine verlässliche Energieversorgung im Norden „keine Alternative gibt“: Gaskraftwerke seien zu teuer und die Windkraft könne erst in fernerer Zukunft ein Ersatz sein.

Helmuth Groscurth vom Hamburger Arrhenius-Institut für Klimapolitik blieb dabei, dass der massive Ausbau erneuerbarer Energiequellen, vor allem der Windkraft, der Schlüssel für eine klimafreundliche Energiezukunft sei. Allenfalls ein fünfjährigen Moratorium für bestehende Kohlkraftwerke sie hinnehmbar, aber keine Neubauten.

Der GAL-Umweltexperte Christian Maaß bemängelte, dass fast die Hälfte der in Moorburg eingesetzten Kohle bei einem Wirkungsgrad von gut 50 Prozent „nicht genutzt“ werde. Zugleich aber würde der CO2-Ausstoß in Hamburg um etwa 8,5 Millionen Tonnen pro Jahr erhöht: „Damit“, so Maaß, „sind keine Klimaschutzziele mehr erreichbar.“ Sven-Michael Veit