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Raz Ohara ist seiner Introvertiertheit wegen berüchtigt. Schon des Öfteren hat der Eigenbrötler Konzerte plötzlich abgebrochen, weil er sich fehl am Platz fühlte und nicht mehr spielen wollte. Ab und an wurde auch schon mal das Publikum beschimpft. Mitte der 90er kam der immer noch als „Diva“ geltende Däne nach Berlin, machte sich erst mit Hip-Hop einen Namen, dann mit Club-Musik, gab schließlich den sensiblen Indieboy mit Klampfe. Nun ist Ohara nicht mehr allein: Der Belgier Oliver Doerell ist The Odd Orchestra, ein elektronisches Ein-Mann-Mini-Orchester. Zusammen machen sie auf ihrem jüngst beim Clublabel „Get Physical“ veröffentlichten Album „Raz Ohara & The Odd Orchestra“ melancholischen Songwriter-Pop, in sanfte Elektronika gehüllt. Das Gefühl, eine Band zu sein, haben die beiden indes nicht, „sondern nur so ein Lass-uns-auf-dem-Sofa-sitzen-und-Tee-trinken-Gefühl“. Aber wer braucht heute noch Bands? Sa, 15. 3., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 Gerald Mandl und Florian Zwietnig aka Mediengruppe Telekommander hingegen haben sicher ein „Bandfeeling“. Dabei bringt zumindest Mandl eigentlich genug Voraussetzungen für ein ordentliches Eigenbrötlertum mit: abgebrochenes Literaturwissenschafts- und Kommunikationsstudium, stattdessen Lehrgang am Wiener Elektroakustischen Institut. Zwietnig allerdings gleicht das durch seine Erfahrungen als Psychologiestudent, Konzepter und Usability-Berater einer New-Economy-Agentur aus. Neue Medien- und Konsumkritik gab es von dem in Berlin ansässigen Elektropunk-Duo zuletzt vor zwei Jahren auf der zweiten Platte „Näher Am Menschen“. Aber dafür ist die Location ja neu: Das „Martin & Davis“ nimmt sich seit kurzem des maroden Baus in der Eimsbüttler Chaussee 1–3 an. Sa, 15. 3., 24 Uhr, Eimsbüttler Chaussee 1-3 Ganz sicher eine Band sind die Hamburg / Münchener Superpunk, inklusive Frontmann und „wir“. Hier geht es vor allem um Freundschaft: „Wir sind Kumpels, und damit man sich nicht immer nur zum Unsinnmachen trifft, haben wir angefangen Musik zu machen.“ Welche? „Es ergibt sich so, wir hören halt gerne Soulmusik, sind aber nicht in der Lage, diese Feinheiten nachzuspielen, deshalb braten wir da so drüber. So klingt es wie aus der Garage.“ Unterstützt werden die älteren Herren vom Nachwuchs aus dem „Tapete Records“-Stall. Die Hamburg / Berliner 1000 Robota haben ihre erste EP fertig, die heißt „Hamburg brennt“ und klingt, nun ja, frisch, laut und unruhig. Mit den britischen „Klaxons“ haben die drei Teenager jedenfalls schon Freundschaft geschlossen und auch sonst ist man auf der Insel von dem Trio hingerissen. Definitiv der schweißträchtigste Termin diese Woche. So, 16. 3., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Zum Ausruhen geht es deshalb am Montagabend ins Fleetstreet. Der erste Musiker, der in dem Theater je gespielt hat, kommt nach zwei Jahren wieder: Der melancholische New Yorker Singer / Songwriter Zachary Cale – der seine Karriere begann, als ein Transvestit in Indonesien ihm „House of the Rising Sun“ beibrachte – hat diesmal seine Band Illuminations dabei. Mo, 17. 3., 21 Uhr, Fleetstreet, Admiralitätsstraße 71 ROBERT MATTHIES