Teure Tarife, arme Fahrer

Der Hamburger Senat bewilligt Fahrpreiserhöhung für Taxifahrten um durchschnittlich sechs Prozent. Was viel Fahrgäste ärgert, ist für manchen Fahrer zum Leben immer noch zu wenig

VON MARCO CARINI

Es ist eine schlechte Nachricht – für beide Seiten. Im August steigen die Hamburger Taxentarife um durchschnittlich 5,9 Prozent. Doch während die Fahrgäste nun tiefer in die Tasche greifen müssen, stöhnt das Taxengewerbe über eine „Fahrpreisanpassung“, die nicht einmal die gestiegenen Benzinkosten ausgleicht.

Die neue Tarifstruktur sieht eine Erhöhung des Grundpreises von 2,40 Euro auf 2,60 Euro und des Tarifs auf den ersten vier Kilometern von 1,68 Euro auf 1,80 Euro vor. Ab dem fünften Kilometer jedoch bleibt der Fahrpreis weitgehend konstant. Die Folge: Kürzere Fahrten rentieren sich zukünftig für die Fahrer mehr, bei längeren Touren ändert sich der Fahrpreis nur wenig. So kostet etwa eine Drei-Kilometer-Tour in Zukunft den Fahrgast 8 Euro statt bislang 7,44 Euro, während eine 20 Kilometer lange Fahrt mit 32,74 Euro statt 32 Euro zu Buche schlägt.

Nicht durchsetzen konnten die Taxenverbände, dass künftig während staubedingter Wartezeiten das Taxameter weiterläuft. Während das Gewerbe sich vehement dafür aussprach, längere Fahrzeiten etwa im Feierabenverkehr auch besser zu honorieren, fürchtet Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) um „die Transparenz“ für die Fahrgäste. Der Preis für eine Fahrtstrecke müsse für den Kunden berechenbar sein.

Während sich die SPD vergangene Woche bei der Fahrpreiserhöhung enthielt, bekommt der schwarz-grüne Senat Gegenwind von der Linkspartei, der die beschlossene Erhöhung nicht weit genug geht. Die Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider verweist dabei auf den Zwischenbericht eines von der Behörde in Auftrag gegebenen Gutachtens, aus dem hervorginge, dass das Jahreseinkommen von Alleinfahrern trotz überlanger Schichten und Sechs-Tage-Woche zwischen 8.000 und 9.000 Euro liege und damit „nicht existenzsichernd sei“. Die Folge: Die Schichten würden noch weiter ausgedehnt, für Altersvorsorge und Krankenversicherung bleibe nichts übrig. Stattdessen müssten viele Fahrer aufstockende Sozialleistungen beziehen, um überhaupt über die Runden zu kommen.