hamburg heute
: „Biokratie statt Demokratie“

Georg Winter diskutiert mit Experten über den Bedarf einer Erklärung der Rechte der Natur

taz: Herr Winter, Sie sind Unternehmer und fordern eine Ergänzung der Menschenrechtserklärung um die Rechte der Natur. Wie geht das zusammen?

Georg Winter: Immer mehr Manager beachten ökologische Aspekte bei ihren Kalkulationen. Ich selbst habe umweltorientierte Managementsysteme entwickelt, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. Die Einhaltung der Rechte der Natur muss juristisch gesichert werden, da auch Menschenrechte nur dann durchgesetzt werden können, wenn entsprechende Lebensvoraussetzungen bestehen, die die Natur schafft.

Was sind denn überhaupt die Rechte der Natur?

Das sind zum Beispiel Existenzrecht und Würde allen Lebens. Unsere Gesellschaft ist soweit, dass sie sich von einer Demokratie zur „Biokratie“ entwickeln kann. Das heißt, dass alle Lebewesen durch Repräsentanten im Entscheidungsprozess vertreten sein sollten.

Hätte eine formale Bestätigung dieser Rechte nicht bloß symbolischen Charakter?

Nein, da Umweltsünder sich so vor einer Institution für ihr Verhalten rechtfertigen müssten und es eine rechtliche Grundlage gäbe.

Was bezwecken Sie mit der „Fahne der Vereinten Natur“, die Sie heute erstmals hissen?

Sie symbolisiert, dass der Mensch sich in die Gemeinschaft aller Lebewesen einfügen soll. In einem Jahr soll sie auf allen Kontinenten wehen. INTERVIEW: RWI

10 Uhr, Haus der Zukunft, Osterstraße 58, Fahnenhissung um 11.55 Uhr

GEORG WINTER, 66, Unternehmer und Autor