Fußball-Nomaden mit Abstiegssehnsucht

Der Traditionsverein Altona 93 ist ohne seine Adolf-Jäger-Kampfbahn heimatlos. Das wird sich kurzfristig nur ändern, wenn die Regionalligatruppe absteigt. Langfristig ist ein Stadionneubau an der Baurstraße oder am Volkspark geplant

Der Fußballclub Altona 93 spielt zurzeit meist vor leeren Rängen. Weil er sein Stadion in der Bahrenfelder Griegstraße Investoren versprochen hat, muss er seine Heimspiele bei der Konkurrentin Victoria Hamburg austragen. Die Fans machen das nicht mit. Eine Besserung ist nicht in Sicht, denn die Neubaupläne des Vereins ziehen sich hin.

Als Altona 93 im letzten Spiel vor der Winterpause den Tabellennachbarn FC Oberneuland mit 1 : 0 besiegte, war der Beifall leise. Gerade 343 Fans hatten sich an die Eimsbütteler Hoheluftchaussee verirrt, um zur Kenntnis zu nehmen, dass ihr Verein ein wenig Distanz zu den Abstiegsrängen der Regionalliga-Nord hergestellt hatte.

Der stolze Altonaer FC 1893 (AFC) ist heimatlos, ein Nomade in den Gefilden der vierten Liga, geparkt in einem fremden Stadion, das die AFC-Anhänger nicht annehmen. Zu sehr ist der Verein seinem Lokalkolorit verhaftet. „Bei Victoria zu spielen ist inakzeptabel“, kritisiert Urgestein Werner Erb (77), Führungsspieler der 50er Jahre.

Es war, als würde man der dritten Kraft in Hamburgs Fußball das Herz herausreißen, als die altehrwürdige Adolf-Jäger-Kampfbahn in der Griegstraße im Sommer geschlossen wurde. Zu marode war die Kultstätte für den Spielbetrieb in der neuen Regionalliga. Auch die Stadt wollte in das heruntergekommene Stadion nicht investieren, nachdem der Verein 2007 das riesige Gelände an eine Investorengruppe verkauft hatte, die auf dem Areal rund 200 Wohnungen erstellen will. „Ein wenig Wehmut ist dabei, wenn man hier 100 Jahre gespielt hat“, gibt AFC-Präsident Dirk Barthel zu.

Der Vertrag mit den Investoren wird erst wirksam, wenn der Verein einen Ort für ein neues Stadion gefunden hat. Die 11,25 Millionen Euro für das Grundstück könnte er in das neue Stadion investieren. Doch die Suche erweist sich als schwierig. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Verein auf dem Autobahn-Deckel in Bahrenfeld baut. Ein Stück der A 7 soll zum Lärmschutz überdacht werden. Der AFC könnte an der Bauerstraße bauen, unweit des UCI-Kinos. Die Fußballteams mit rund 700 Aktiven könnte man an den neuen Standort mitnehmen.

Doch die Planung des Deckels zieht sich hin, da seine Finanzierung nicht gesichert ist. Erst 2016 soll das Bahrenfelder Deckelteilstück gebaut werden. Solange muss der AFC sich gedulden. Als zweite Option für das Stadion wird die Bahrenfelder Trabrennbahn gehandelt – doch auch hier gibt es Planungs- und Finanzprobleme. „Die Zeitschiene nimmt einiges in Anspruch“, gibt der Fraktionschef der SPD-Altona, Thomas Adrian, zu.

Dabei sind die Pläne recht konkret. Eine Arena für 5.000 Zuschauer ist angedacht, Klubhaus und Gastronomie inklusive. „Der eigentliche Stadionbau dauert dann nur ein halbes Jahr“, schätzt Barthel. Doch das ist Zukunftsmusik. Noch steht nicht fest, ob Vereins-Präsident Barthel noch einmal die Lizenz für die Regionalliga beantragt. Stiege der AFC in die Oberliga ab, dürfte er wieder an alter Stätte auflaufen. Es gibt nicht wenige Fans, die darauf hoffen.MARTIN SONNLEITNER