Neoliberales Lernen

Zwischen Aktivierung des Selbst und Organisierung von Ungleichheit: Am Dienstag wird über Lernverhältnisse im neoliberalen High-Tech-Kapitalismus diskutiert

Mit den aktuellen Debatten und institutionellen Veränderungen von Lern- und Bildungsprozessen an Schulen und Hochschulen und ihrem Verhältnis zur neoliberalen Neustrukturierung kapitalistischer Formationen setzt sich seit Anfang des Jahres die Vortrags- und Diskussionsreihe „Bildung im Kapitalismus“ von Avanti und GEW-Studies im Centro Sociale auseinander. Denn die SchülerInnen und Studierende sitzen längst nicht mehr in fordistischen Massen-Lernfabriken. Eine neoliberale Produktionsweise fordert stattdessen von den Subjekten zunehmend die Mobilisierung subjektiver Ressourcen wie individuelle Verantwortung und Selbstbestimmung, Kreativität, Hingabe und Emotionalität.

Am Dienstag referiert die Berliner Psychologin und Politikwissenschaftlerin Christina Kaindl über „Lernverhältnisse im High-Tech-Kapitalismus. Zwischen Selbstaktivierung und der Organisation von Ungleichheit.“ Im Zentrum stehen dabei drei zentrale Stränge der Umwälzung kapitalistischer Produktionsweise in Bezug auf Bildung: Die Umgestaltung des Systems und der Verfasstheit der Bildung im Sinne eines verschlankten, aktivierenden Staates, die Umgestaltung der Inhalte der Bildung gemäß den Anforderungen eines High-Tech-Kapitalismus und die Umarbeitung von Lebens- und Verhaltensweisen als permanente Bereitschaft zum Lernen, als verallgemeinerte Lernhaltung.

Gemeinsam mit Kaindl sollen am Dienstag zunächst theoretische Werkzeuge der Subjektwissenschaft im Anschluss an den Mitbegründer der Kritischen Psychologie, Klaus Holzkamp, sowie ergänzende Ansätze vorgestellt und diskutiert werden. Davon erhoffen sich die VeranstalterInnen, die aktuelle Lernsituationen in ihrer nicht selten widersprüchlichen Verfasstheit nach verhindernden und befördernden Momenten unterscheiden zu können.

Sobald genug Klarheit herrscht, soll diskutiert werden, wie es um die Möglichkeiten für widerständige Praktiken bestellt ist, die sich aus den aktuellen Umstrukturierungen ergeben könnten. MATT

Di, 10. 2., 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2