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: „Weg mit dem Mythos“

Frank Jordan spielt und vertont mit seiner Band Charaktere aus Gedichten von Charles Bukowski

taz: Herr Jordan, bei ihrem Auftritt spielen sie Bukowskis Verlierer und Außenseiter. Ist das nicht deprimierend?

Frank Jordan: Überhaupt nicht. Wenn wir spielen, wird viel gelacht. Schön fände ich, wenn dies die ZuhörerInnen dazu anregen würde, dieselben Gedichte im Anschluss des Konzerts noch einmal auf eine andere Art zu lesen.Trotzdem ist es definitiv nicht unser Ziel, Bukowski zu kopieren.

Wann haben sie Bukowski für sich entdeckt?

Mit Anfang 20 war ich erstmals begeistert vom Mythos des „Dirty Old Man“ und dessen sexuellen Provokationen. Heute ist das anders.

Weshalb?

Heute schätze ich Bukowski als Poet. Es beeindruckt mich, wie er zwischenmenschliche Beziehungen so bildhaft in kurzen Gedichten abhandelt, er ist mehr als der analysierende Zyniker. Und im Vergleich zu dem, was im Privatfernsehen zu sehen ist, sind Bukowskis „drastische“ Sex-Szenen rührend.

Wie ist die Musik zum Text entstanden?

Am Anfang habe ich Gedichte vorgelesen und die Bandkollegen haben dazu improvisiert. Daniel Lüdke hat dann alles in Partituren aufgeschrieben. Insgesamt arbeiteten wir etwa eineinhalb Jahre lang an dem „Netten Bukowski-Abend“. Herausgekommen ist eine eigene Musik mit Einflüssen aus Jazz und Rock. Leider ist es immer schwierig, Musik mit Worten zu beschreiben. Hören sie es sich an! INTERVIEW: JNO

„Netter Bukowski-Abend“: Sa, 21 Uhr, Jazclub Stellwerk (Bahnhof Harburg)

FRANK JORDAN, 45, Schauspieler und Sänger