Betreuerin verdächtigt

Weil die kleine Lara-Mia verhungerte, ermittelt gegen die zuständige Sozialarbeiterin nun die Polizei

Im Fall der an Unterernährung gestorbenen Lara-Mia aus Wilhelmsburg ermittelt nun die Polizei gegen die zuständige Sozialarbeiterin. Der Mitarbeiterin des Rauhen Hauses – einem Träger der Jugendhilfe – soll die ihr aufgetragene Fürsorge- und Erziehungspflicht verletzt haben. Bisher hat sie sich gegenüber der Mordkommission noch nicht geäußert, teilte die Polizei am Montag mit. Das Jugendamt reichte unterdessen einen Bericht über die Ereignisse bei der Sozialbehörde ein.

Die Mutter des neun Monate alten Säuglings, der am 11. März tot in der elterlichen Wohnung aufgefunden wurde, beteuert ihre Unschuld. Gegenüber der Bild erklärte Jessica R., sie habe ihr Kind über alles geliebt. „Immer wenn Lara-Mia den Mund weit aufgesperrt hat und quengelig wurde, habe ich gemerkt, dass sie Hunger hat. Dann habe ich sie natürlich gefüttert“, sagte die 18-Jährige. Verhungern lassen habe sie ihr Kind nicht.

Das Baby habe sie am Abend des 10. März zum letzten Mal lebend gesehen. Nach dem Tod Laras hatte die Polizei Jessica R. und ihren Lebensgefährten vorläufig festgenommen, kurz darauf jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Feingewebliche Untersuchungen sollen nun die genaue Todesursache des Babys klären.

Trotz der Vorwürfe nimmt die Mutter die Betreuerin in Schutz: „Sie war immer für uns da.“ Laut Jugendamt besuchte die Sozialpädagogin die Familie mindestens einmal die Woche. Verwandte von Jessica R. warfen dem Amt vor, sich nicht ausreichend gekümmert zu haben. Nach Angaben des Rauhen Hauses wurde die Mitarbeiterin vom Dienst freigestellt. Ihr ginge es nach den Ereignissen sehr schlecht, sagte ein Sprecher. Die Sozialpädagogin sei seit über 20 Jahren im Dienst. Dabei habe sie vor allem junge Mütter und Kleinstkinder betreut.

Aus aktuellem Anlass berief der Bezirk Mitte am Montagnachmittag eine öffentliche Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses ein. Dabei äußerten sich die Fraktionssprecher von CDU, SPD und GAL zum Tod des kleinen Mädchens. TAZ