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: „Weniger Berührungsängste“

Organisatorin Judy Engelhard über das erste „Elbinsel Gipsy-Festival“ in Wilhelmsburg

taz: Wie läuft das Festival ab, Frau Engelhard?

Judy Engelhard: Zur Eröffnung spielt heute das Café Royal Salonorchester. Das ist eine Band, die vier Generationen von Sinti-Musikern vereint. Morgen stellt sich dann ein Näherinnenprojekt vor. Außerdem präsentiert die Jazzsängerin und Autorin Dotschy Reinhardt ihr Buch, in dem sie mit Vorurteilen gegen die Sinti aufräumt.

Warum veranstalten Sie das Festival ausgerechnet in Wilhelmsburg?

In Wilhelmsburg gibt es eine Siedlung, in der rund 500 Hamburger Sinti leben. Die meisten sind inzwischen sesshaft und leben hier schon seit mehreren Generationen.

Wie erklären Sie sich, dass so viele Sinti nach so langer Zeit noch zusammen leben?

In der Sinti-Kultur ist das Leben in der Großfamilie sehr wichtig, oft leben drei oder vier Familien unter einem Dach. Für viele ist es normal, dass der Enkelsohn mit seiner Familie zum Opa zieht. Doch was den Kontakt mit der Außenwelt angeht, ändert sich gerade etwas.

Was denn?

Die Sinti haben jetzt weniger Berührungsängste mit anderen Kulturen. Früher haben sie ihre Feste in der Siedlung gefeiert, heute haben sie ein Interesse an kulturellem Austausch. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihre Traditionen vergessen. Das sieht man daran, dass auch die jüngeren Sinti noch Romanes sprechen. INTERVIEW: JNO

heute ab 20 Uhr, morgen ab 16 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg

Fotohinweis:JUDY ENGELHARD, 48, Organisatorin