Geteilte Macht in der Schanze

SCHANZENFEST Der Bezirk Altona bleibt seiner Linie treu und setzt auf eine qualifizierte Duldung. Die Polizei übernimmt am frühen Abend

Das Schanzenfest kann beginnen. Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) hat gegen Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) seine Linie durchgesetzt und lässt das autonom organisierte Straßenfest mit Flohmarkt auch ohne formelle Anmeldung durch eine „qualifizierte Duldung“ laufen. Zwischen dem Bezirk und den Organisatoren sind über den Rechtsanwalt Marc Meyer gestern die letzten Feinabstimmungen gelaufen. Warmke-Rose und CDU-Fraktionschef Andreas Grutzeck wollen sich bei einem Rundgang ein Bild vom Fest machen, sagt Bezirksamtssprecher Rainer Doleschall.

Ahlhaus hatte mehrfach gedroht, dass er ein nicht angemeldetes Fest nicht mehr dulden und „rechtsfreie Räume“ nicht akzeptieren werde. Mit Spannung wird der Ausklang des Festes erwartet. Der Bezirk wird die Verantwortung ab 18 Uhr an die Polizei abtreten, obwohl das Bühnenprogramm bis 21 Uhr läuft. „Da übernimmt der andere Teil die Macht“, frotzelt Doleschall. Das hieße aber nicht, „dass die Polizei dann reingeht und Ordnungswidrigkeiten verfolgt“.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Polizei wie am 1. Mai sukzessiv strategische Punkte in Beschlag nehmen wird, indem sie Präsenz zeigt. „Schon deshalb kann es im Karton rappeln“, warnt ein Insider. 2.000 Polizisten werden im Einsatz sein, da es in den letzten Jahren nach dem Fest zu Krawallen gekommen ist. Der Schulterblatt-Boulevard und die Piazza – auch „Ballermann von Hamburg“ genannt – lockt bei solchen Anlässen zunehmend ein unpolitisches, erlebnisorientiertes Klientel an, das Krawall als Event betrachtet – auch Polizisten, die in ihrer Freizeit eine Zechtour machten, wurden schon gesichtet. „Wir hoffen nach wie vor, dass es nicht so läuft wie in den letzten Jahren“, sagt Polizeisprecher Ralf Meyer. Spannend bleibt die Frage, ob die vom Staatsschutz heimlich in Fenstern und auf Balkons installierten Videokamera zum Einsatz kommen, um bei Straftaten und Randale Einsatzkräfte zu lenken. KAI VON APPEN