BÜHNENWOCHE

Um Leben und Tod. Eine Tanztheater-Werkstattaufführung. Nein, sie tanzen sich nicht gerade um Leben und Tod. Aber diese Tänzerinnen und Tänzer versuchen eben auch nicht, dem Phänomen aus dem Weg zu gehen – weniger als unsereiner jedenfalls, und das unterscheidet sie beträchtlich vom mutmaßlichen Gros der Zuschauer: Acht Monate lang hat der Choreograph Sönke C. Herm seine Workshop-Teilnehmer animiert, sich mit dem Unausweichlichen auseinander zu setzen, ihn endlich wieder in Alltag und Denken – zumindest als Möglichkeit – einzubeziehen, wie es andere Kulturen schon lange und überzeugender tun als wir Westeuropäer. Herausgekommen ist eine Choreographie, die sich als Collage aus individuellen und gemeinschaftlichen Bewegungen versteht und den Tod mal als mythisches Ereignis, mal in all seiner Tragik für den menschlichen Alltag präsentiert. 4. 7., 20.15 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15

Die Zimtläden. Ein Theaterstück nach Bruno Schulz. Er war eine tragische Gestalt mit vielen Facetten: Dem polnisch-jüdischen Autor Bruno Schulz, der 1942 im Ghetto im ostpolnischen Drohobycz von der Gestapo erschossen wurde, gilt das von Lydia Spiekermann eingerichtete Stück, das auf einer Erzählung jenes sprachbild-reichen Autors basiert, der zugleich Graphiker und Zeichner war. Im Zentrum des Stücks steht sein ambivalenter Vater, der mal nachdenklicher Philosoph, mal zorniger biblischer Weiser ist und der eine ambivalente Verbindung mit Adela, der lebenspraktischen Haushälterin, unterhält. Das Ensemble in Sprechwerk, bestehend aus sechs Schauspielern, wandelt sich im Laufe der Aufführung so stetig und gekonnt, wie die mythologisierte Kindheitswelt des Erzählers.

4. 7., 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23 PS