Ein Paradies wird umgebaut

KALTEHOFE Die Elbinsel ist ein Naturidyll mit kulturgeschichtlicher Relevanz. Nun soll das alte Sperrgebiet der Hamburger Wasserwerke Naherholungsgebiet werden

Im 2007 vorgestellten Masterplan war ein 50 Meter hoher Aussichtsturm angedacht. Der ist vom Tisch

VON MAXIMILIAN PROBST

Die Elbinsel Kaltehofe bei Rothenburgsort ist fast dreimal so groß wie die Binnenalster. Wenn sie trotzdem gerne als Kleinod bezeichnet wird, dann, weil sie von unschätzbarem Wert ist, ein einmaliger Zwitter von Natur- und Kulturlandschaft. Seit 1893 haben die Hamburger Wasserwerke erst Elbwasser, ab 1963 Grundwasser auf dem Gelände aufbereitet. In 22 Becken, jedes von der Größe eines Fußballfeldes. Nach der 1990 erfolgten Schließung hat die Natur die orthogonalen Strukturen des Areals mit seinem Wildwuchs durchschossen. Auf den alten zylindrischen Schieberhäuschen am Rand der Becken sitzen heute Kormorane.

Nun aber soll Kaltehofe der Öffentlichkeit übergeben werden. Mit dem erklärten Ziel, dabei seinen spezieller Wert zu wahren, wie der Tenor einer gemeinsamen Pressekonferenz lautete, zu der unter anderem Hamburg Wasser, der das Areal gehört, das Bezirksamt-Mitte und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt geladen hatten.

Demnach wird etwa ein Drittel des Geländes erschlossen: darunter acht der Filterbecken und das ehemalige Hygieneinstitut im Landhausstil. Das soll ein Café, Ausstellungs- und Tagungsräume bieten. Von den Becken werden drei als Biotope erhalten. Daneben soll es ein Museumsbecken der Wasserwerke, ein Planschbecken, ein Becken für Wasserspiele und eins für Modellboote geben.

Im ersten, 2007 vorgestellten Masterplan war noch ein 50 Meter hoher Aussichtsturm angedacht. Der ist vom Tisch. Stattdessen wird es nun ein Wasserkunst-Museum geben. Der Entwurf von Andreas Heller sieht dafür einen rechteckigen Bau vor, der auf spektakuläre Weise das Thema Wasserkunst aufgreift. Mit einer Wasservorhangsfassade und der Wasserfläche auf dem Dach vermittelt er den Eindruck, aus dem Becken zu steigen, das ihn umgibt. Erreicht wird das Museum unterirdisch durch die Villa. Vermittelt werden soll die Wasserkunst anhand von Filmen und Modellen, die auch zerstörte Hamburger Brunnen einbeziehen.

Die Finanzierung für das Unterfangen steht. Drei Millionen Euro kommen von Hamburg Wasser, vier Millionen aus dem Konjunkturprogramm des Bundes. Was auch die plötzliche Eile erklärt: Das Geld vom Bund fließt nur, wenn die Baumaßnahmen noch 2010 abgeschlossen werden. Der Baubeginn ist nun für kommenden Winter vorgesehen, eröffnet werden soll dann im Spätsommer nächsten Jahres.

Ein heikler Punkt ist allerdings noch nicht gänzlich entschieden: die Zufahrt. 120 Stellplätze für Pkw neben der Villa sind angedacht, erreichen würde man sie über den Kaltehofer Hauptdeich. „Das ist aber noch in Prüfung“, relativierte der grüne Staatsrat Christian Maaß. Deich und Naturidyll sollten eigentlich autofrei bleiben, so sah es ein erstes Planungsverfahren unter Bürgerbeteiligung vor.