Uni-Reformen unter der Lupe

HOCHSCHULGESETZ Kommission zur Überprüfung nimmt Arbeit auf. Vorsitzender bejaht Neuerungen

Zehn Forderungen haben die Audimax-Besetzer gestellt. Werden sie bis zum 17. Dezember erfüllt, will man abends über ein Ende der Besetzung entschieden. Ein Auszug:

■ Einen Brief an alle Studierenden wollen die Besetzer über das „Studien-Infonetz“ der Uni (Stine) verteilt sehen.

■ Mahnverfahren gegen Studierende, die keine Gebühr gezahlt haben, sind einzustellen.

■ Eine Studienreformkonferenz soll das Präsidium ausrichten.

■ Die Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltung soll außer Kraft gesetzt werden.

■ Veröffentlichen möchte man alle bislang nicht-öffentlichen Protokolle zur Wahl von Dieter Lenzen zum Uni-Präsidenten.

■ Ein Raum im Audimax-Keller soll dauerhaft für studentische Aktivitäten frei gegeben werden.

Die Kommission zur Evaluation des Hamburgischen Hochschulgesetzes hat gestern ihre Arbeit aufgenommen. Die 2003 vorgenommenen Änderungen der Strukturen hätten sich „in der Praxis teilweise als problematisch“ erwiesen und zu „berechtigter Kritik geführt“, sagte CDU-Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach. Mit der Evaluation wolle man diese Kritik aufgreifen und prüfen, wie die Leitungsstrukturen verbessert werden können.

Die achtköpfige Kommission wird von dem Münchner Historiker Winfried Schulze geleitet, der ehemals den Vorsitz des Wissenschaftsrates inne hatte und heute im Hochschulrat der Uni Paderborn sitzt. Er machte deutlich, dass er im Prinzip ein Befürworter der Reformen der letzten 15 Jahre ist.

Das Modell der autonomen Hochschule sei „ohne Alternative“. Auch das Hamburger Hochschulgesetz von 2003 liege „insgesamt im Trend“. Die Hochschulen von heute müssten sich einem „von der Politik gewollten Wettbewerb“ stellen und könnten nicht mehr wie in den 50er und 60ern durch eine „Gentlemenführung“ geleitet werden.

In der Kommission sind ferner Juristen, Physiker und Soziologen sowie der Amtsleiter der Wissenschaftsbehörde, Harald Datzer vertreten. Sie wird fünf Mal tagen, einen Fragebogen an alle Gremien versenden, eine Anhörung durchführen und dann im Sommer ihre Empfehlungen abgeben. Ihr sei an Eile gelegen, um die Uni wieder „zu einer verlässlichen Ruhe zu bekommen“, sagte die Wissenschaftssenatorin. Zurzeit schreiben die Fakultätsräte und der Akademische Senat Stellungnahmen zum Hochschulgesetz. Die Geisteswissenschaften haben bereits ihren Beitrag verfasst. Ihr Fakultätsrat fordert unter anderem die Umwandlung des Hochschulrates von einem Steuerungsgremium in einen beratenden Beirat. Nicht er, sondern der Akademische Senat sollten wieder die Uni-Spitze wählen. „Die Leitungsorgane sind demokratisch zu wählen“, fordert auch das Studierendenparlament.

Die Besetzer des Audimax kündigten gestern in einer Pressemitteilung an, sie würden eine „eigene Bestandaufnahme“ des Gesetzes machen. Schwarz-Grün habe den Weg der Evaluation gewählt, weil man sich „nicht so wirklich“ einigen könne. Constantin Braun macht zudem die Personalie Harald Datzer stutzig. „Eine kritische Evaluation kann man von Herrn Datzer nicht erwarten“, sagt der Politologiestudent. „Als Hausjurist der Behörde hat er das Gesetz entscheidend mit verfasst.“ KAJ