Unter Konsensdruck

ABRISS Das Areal der „Esso Häuser“ am Spielbudenplatz ist umkämpft. Als Kompromiss denkt der Investor darüber nach, die alten Häuser zu sanieren

„Die Leute, die nach St. Pauli kommen, wollen keine neuen Glasbauten“

ZLATKO BAHTIJAREVIC, GEWERBETREIBENDER IN DEN ESSO-HÄUSERN

Doch vom Abriss verschont bleiben, könnten die sogenannten „Esso Häuser“ am Spielbudenplatz 5-13. Denn ein wenig anders als vom Investor, der Bayerischen Hausbau, vorgesehen, verlief am Samstag der Ideenworkshop im Millerntorstadion. Nach Protesten der Anwohner-Initiative Esso Häuser rückte der Investor von seinem Abrissvorhaben ab und will nun „Sanierung und Erhalt des Bestandes in Kombination mit einem Neubau als Alternative“ prüfen.

Im Mai 2009 hatte der Investor das 6.190 Quadratmeter große Grundstück zwischen Kastanienallee, Taubenstraße und Spielbudenplatz gekauft. Der 60er-Jahre-Bau umfasst zwei Wohnblocks mit 110 Wohnungen und einen zweigeschossigen Gewerberiegel sowie eine Tiefgarage und eine Tankstelle.

Bislang liefen Gespräche mit Stadt und Bezirk, erst jetzt sollten die betroffenen Mieter über das Neubauvorhaben informiert werden.

Weil „die Mieter ganz offensichtlich sehr stark an der gewachsenen Bebauung hängen“, wolle man nun prüfen, ob eine Sanierung mit einer zusätzlichen Bebauung als Alternative zu einem Neubau städtebaulich und wirtschaftlich darstellbar sei, sagt Jürgen Büllesbach von der Bayerischen Hausbau. Auf Investorenseite gibt es Konsensdruck. Denn ohne die Zustimmung der Mieter wird der Investor sein Bauvorhaben wohl nicht realisieren können. „Wir reden miteinander, weil wir wissen, dass hier sonst nichts passiert“, sagt Stefan Günster von der Bayrischen Hausbau. Denn damit die Politik dem neuen Bebauungsplan zustimmt, soll der Investor eine einvernehmliche Lösung für alle Beteiligten vorlegen.

Die Mieter wissen um diese günstige Verhandlungsposition. „Wir haben gültige Mietverträge und damit das Recht hier wohnen zu bleiben“, sagt ein Hausbewohner. Es sei bislang der Eindruck geschürt worden, als sei der Abriss bereits beschlossen. „Wir leisten aber nicht der Logik Folge, dass hier eventuell darauf spekuliert wurde, dass wir ausziehen und deshalb ein zu hoher Kaufpreis für das Grundstück gezahlt wurde.“

Von den Investoren-Plänen betroffen sind auch die Gewerbetreibenden. Da es den Neubauten an Flair fehle, fordert auch der Gewerbetreibende Zlatko Bahtijarevic den Abriss zu überdenken. „Die Leute, die nach St. Pauli kommen, wollen keine neuen Glasbauten“, sonst könnten sie nach Frankfurt fahren.

Die Pläne des Investors sehen auf dem Areal etwa doppelt so viele Wohnungen wie bisher vor. Es sollen zwar Sozialwohnungen entstehen, dafür müsse es aber einen Ausgleich an Eigentumswohnungen geben, sagt Günster. Und weil man heute nicht wisse, ob es bis zum geplanten Baubeginn 2014 noch entsprechende Förderrichtlinien gibt, könne man keine sicheren Aussagen zur Frage nach Sozialwohnungen machen.

Die Initiative ist zwar über den Sinneswandel des Investors erfreut, „wir bleiben jedoch skeptisch wie authentisch dieses Bekenntnis ist“, sagt Claudia Röthig.Die Initiative will in den nächsten Wochen eigene Vorschläge für das Areal erarbeiten.LENA KAISER