Wähler entscheiden

BÜRGERSCHAFTSWAHL Ein Fünftel aller Mandate wird nicht so vergeben, wie die Parteien es wollten

Manfred Brandt ist zufrieden: „Das Wahlrecht wirkt“, resümiert der Sprecher der Initiative „Mehr Demokratie“. Die Kandidatenlisten für die Bürgerschaftswahl seien „kräftig durcheinander gewirbelt“ worden: „Die Parteien werden umdenken müssen. Es gibt keine absolut sicheren Listenplätze mehr.“ Genau das habe die Initiative mit der Wahlrechtsreform beabsichtigt: „Nicht die Parteigremien, sondern die Wähler sollen das letzte Wort haben.“

Nach einer Auswertung von wahlrecht.de haben die WählerInnen 23 von 121 Sitzen in der Bürgerschaft anders besetzt, als die Parteien das geplant hatten.

Die größten Sprünge machten die beiden Letzten auf der SPD-Liste: Die Intendantin des Ernst-Deutsch Theaters, Isabella Vértes-Schütter, und der Industriemechaniker Ali Simsek erhielten auf den Rängen 60 und 59 so viele Stimmen, dass sie in die Bürgerschaft rutschen, ebenso wie Annkatrin Kammeyer (Platz 46) und Doris Müller (Platz 36).

Einen ähnlichen Satz machte Nikolaus Haufler auf CDU-Platz 50. Der Aussiedler warb gezielt für sich in Stadtteilen wie Allermöhe, wo viele Russlanddeutsche wohnen. Der Lohn seiner auch mit russischsprachigen Plakaten geführten Kampagne ist ein Mandat auf der Landesliste.

Weil die CDU 18 Direktmandate errang, erhält sie nur noch zehn Mandate über die Landesliste. Viele Prominente sind dadurch gescheitert: Der Vizepräsident der Bürgerschaft, Wolfhard Ploog (Listenplatz 6), Friederike Föcking (7), Harald Krüger (9), Fraktionsvize Wolfgang Beuß (11) oder Parteivize Karen Koop (13) scheiden aus.

Dafür kehren zwei alte Bekannte zurück: Der 71-jährige Ex-Sozialsenator Jan Ehlers erhielt auf dem siebten SPD-Platz im Wahlkreis 9 (Barmbek) ein Direktmandat. Für die Linke kehrt Heike Sudmann von Platz 11 in die Bürgerschaft zurück, in der sie bereits GAL und Regenbogen vertrat. Sven-Michael Veit