Kommentar Behinderten-Versorgung: Ohne Zivis wird es teurer

Die Zivildienstleistenden sind gerade bei der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung nicht mit Freiwilligen zu ersetzen. Es gibt schlicht niemanden.

Im Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Und benachteiligt ist nicht nur, wer aufgrund einer Körperbehinderung beispielsweise einen Job nicht bekommt. Benachteiligt ist auch, wer nicht ins Kino gehen, an die Elbe fahren oder entscheiden kann, was abends gekocht wird.

Nun fallen die Zivildienstleistenden ersatzlos weg. Sie haben den Schwerstkörperbehinderten aber diese Freiheiten und damit die Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht. Und wenn man den Zuständigen in der Gesundheitsbehörde so zuhört, bekommt man den Eindruck, dass das alles ganz überraschend kam.

Denn statt Lösungen gibt es Denkmodelle. Man denke beispielsweise darüber nach, wie junge Leute für freiwillige Arbeit zu motivieren seien. Darüber hätte letztes Jahr nachgedacht werden müssen, als entschieden wurde, den Zivildienst auszusetzen.

Die Zivildienstleistenden sind gerade bei der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung nicht mit Freiwilligen zu ersetzen. Es gibt schlicht niemanden, der freiwillig für ein Taschengeld eine so verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen will.

Also müssen feste Kräfte eingestellt und nach Tarif bezahlt werden. Auch wenn Hamburg das nicht passt. Freiwillige kann auch das schönste Modell nicht herbei denken.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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