Zu viele Hauptfächer

SCHULE Elternkammer kritisiert neue Stundentafel: Mehr Deutsch und Mathe, dafür kaum Freiraum

„Breite Unterstützung für neue Stundenpläne“, meldete die Schulbehörde, nachdem die neue Stundentafel von SPD-Schulsenator Ties Rabe ohne Gegenstimmen die Bildungsdeputation durchlief. Doch Hamburgs Elternkammer und auch die Lehrerkammer sind nicht glücklich. Grund: Der freie Gestaltungsraum wurde an allen Schulformen reduziert, am stärksten an den Grundschulen. Im Gegenzug gibt es dort mehr Deutsch- und Mathe.

Bisher haben Grundschulklassen einen Gestaltungsfreiraum von durchschnittlich fünf bis sechs Wochenstunden je Schuljahr. Davon bleiben nun nur zwei Freiraum-Stunden pro Woche übrig. Nicht viel, findet die Elternkammer-Vorsitzende Sabine Lewerenz-Kollemann. Sie fürchtet, dass die „offene Eingangsphase“, die den Kindern den Start des Schultages erleichtern soll, künftig wegfällt. Zudem fehle die Flexibilität, die Lehrer brauchten, um gerade in der 1. Klasse die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen auszugleichen. „Den Schulen wird ein Korsett angelegt.“

Ähnlich argumentierte die Lehrerkammer. Durch die drastische Kürzung der Freiraum-Stunden entstehe für die Schulen ein „unnötiges Hindernis“. Sie könnten die Lernzeit nicht mehr so einteilen, wie es für ihre spezifische Schülerschaft nötig ist. Doch die Bedenken beider Kammern wurden ignoriert. „Wir sind enttäuscht“, sagt Lewerenz-Kollemann. „Rabe greift massiv in die Freiräume der Schulen ein, zum Beispiel in die Zeiten für spannende Projekte“, kritisiert auch die GAL-Politikerin Stefanie von Berg: „Damit killt er die Begeisterung und Elan der Kinder“.

Positiv äußert sich Landesmusikrat Wolfhagen Sobirey. Denn in der alten Tafel wurden die Fächer Musik und Kunst beschnitten. Nun kann es beide wieder zweistündig geben.

Laut Rabes Sprecher Peter Albrecht sehen auch Grundschulleiter Positives in der Neuerung. Deutsch und Mathematik würden verstärkt, weil dies „kulturelle Basisfähigkeiten“ seien. Eine Eingangsphase von 20 Minuten könne es auch künftig geben. Die Kinder dürften nur nicht mehr „tröpfchenweise eintrudeln“. KAJ