„Wir wollen betteln“

Flashmob kauft „Hinz&Kunzt“-Bestände auf

■ 39, ist studierter Betriebswirtschaftler. Er betreibt den „Nachhaltigkeits-Navigator“ www.weeyoo.de. Foto: Susanne Stendebach

taz: Herr Hofmann, was machen Sie heute?

Sven Lars Hofmann: Ich werde am Flashmob „Armes Hamburg?“ teilnehmen. Wir wollen uns mit Schlafsäcken, Decken, Schildern und Sammeldosen auf die Aussichtsplattform an die Alster legen und betteln. Mit einem großen Aufschrei um 13.15 Uhr werden wir dann den Hinz&Kunzt-Verkäufern vor Ort all ihre Zeitungen abkaufen.

Und die haben genug dabei?

Ja, das ist mit der Redaktion abgesprochen. Sie hat drei besonders zuverlässige Verkäufer ausgewählt, die heute da sein werden.

Ein gutes Geschäft …

Das stimmt. Leider können nur ein paar Verkäufer dabei sein und Gewinn machen. Aber das punktuelle Ankurbeln der Einnahmen ist ja nur ein kleiner Teil unseres Ziels.

Bewegt ein Flashmob denn – oder beruhigt er nur das Gewissen?

Um langfristig etwas zu verändern, muss der Dialog zwischen Stadt und Obdachlosen gefördert werden. So ein Flashmob erregt erst mal nur Aufmerksamkeit. Aber die ist sowohl Voraussetzung für den Dialog mit der Stadt als auch für Investitionen.

Für welche Investitionen?

Es gibt viele Ideen von Seiten der Obdachlosen: zum Beispiel einen Wohnkomplex. Dort könnten sie gleichzeitig leben und Arbeit finden – mit hausmeisterlichen Tätigkeiten, in der Kantine, beim Reinemachen.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?

Zu unserer Veranstaltung auf Facebook haben aktuell an die hundert zugesagt. Es werden sicherlich mehr.

Lesen Sie „Hinz&Kunzt“ denn auch?

Wenn ich in Hamburg bin und mir tatsächlich ein Verkäufer begegnet – ja. INTERVIEW: ACW

Flashmob: ab 13 Uhr, Alster-Aussichtsplattform am Jungfernstieg