„Was hat es gebracht?“

Kulturakteure diskutieren über ein Manifest

■ 30, betreibt das „Golem“. Hans Stützer, 44, ist Grafiker beim Plattenlabel Buback.

taz: Herr Pina, Herr Stützer, vor einem Jahr geißelten Kreative und Kulturschaffende in dem Manifest „Not in our name, Marke Hamburg“ ihre Vereinnahmung durch die Stadt und deren Marketing.

Alvaro Pina: Jetzt, wo sich die Wogen in Hamburg geglättet haben, aber in anderen Städten ähnliches versucht wird, sehen wir eine Notwendigkeit darüber zu sprechen, zu fragen, was das Manifest politisch gebracht hat.

Wie erklären Sie sich den breiten Zuspruch?

Hans Stützer: Die Hemmungslosigkeit und die behauptete Alternativlosigkeit, mit der die Stadt als Unternehmen und als Marke behauptet wird, ist unerträglich. Aber der Zuspruch von staatlichen und staatstragenden Institutionen kann auch stutzig machen. Vielleicht kommt es durch eine fehlende Trennschärfe zur Umarmung von der „falschen“ Seite, die durch das nicht näher definierte „Wir“ in diesem Manifest aufgemacht wird.

Sie sind auch selbst Akteure in der Kulturwirtschaft, warum haben Sie unterzeichnet?

Stützer: Die Idee und die Praxis der wirtschaftlichen Verwertung der Stadt gegen alle, die sich nicht wehren, muss benannt und angegriffen werden. Und sich damit zu solidarisieren, halten wir erst einmal für richtig.

Kritiker finden, Manifest und Marke seien weitgehend indifferent.

Pina: Dass die Unterzeichner-Seite sich unterr einer Buback-Internetadresse findet, ist ein unwichtiges Detail. Trotzdem gibt es viele Fragen, bleibt das Manifest an vielen Stellen ungenau. Die mitunter hemmungslos erscheinende Partizipation an öffentlichen Foren und Talkrunden mit Bourgeoisie und Politprominenz durch die Mitinitiatoren und Mitautoren war für einige nicht nachvollziehbar. Wo endet Verweigerung, wo beginnt Vereinnahmung? INTERVIEW: LKA

Diskussion u. a. mit dem Journalisten Christoph Twickel und der Gängeviertel-Aktivistin Hannah Kowalski: 19.30 Uhr, Golem, Große Elbstr. 14