SOUNDTRACK

Vor allem geht es außerordentlich freundlich zu bei Me Succeeds. Elektrobeats schaffen das Gerüst, auf dem einsam stehende Synthie-Töne die Songs einläuten, ein über der Musik schwebender und sehr schöner Gesang von Mona Steinwidder setzt ein, sparsame Instrumentierung dominiert den Sound, der mit zweistimmig skandierten schmissigen Refrains bereichert wird. Eher das düstere und etwas weniger freundliche Geschwister eines solchen kategorisch warmen Elektropops ist Touchy Mob (Foto). Das aus Berlin stammende Ein-Personen-Projekt hüllt sich in einen gigantischen Vollbart und schwirrt auch musikalisch zwischen Verwegenheit und Schrulligkeit umher. Folk und Dancefloor, Beats und Melodien, all das ist hier nur irgendwelches Zeug, das einzig und allein deshalb existiert, um es auf inspirierende und interessante Weise collagieren zu können. Schließlich: die alte Stimme, die am Ende ertönt und einen entfernt an Stuart Staples (Tindersticks) denken lässt, sie gehört einem Mann diesseits der 30, der verschiedentlich als musikalischer Wunderknabe gehandelt wird. Die Band Get well soon klingt denn auch vor allem wie ein multi-instrumentalisiertes Statement für sehr große Ernsthaftigkeit in der Musik. Aber das muss man ja auch erst mal sauber und ideenreich hinkriegen. Do., 4. 8., Dockville Gelände, 18 Uhr Aus dem Off weht eine tiefe Stimme herüber, die sich der Sänger wohl bei Ian Curtis geliehen, allerdings noch um einen melancholisch-schwelgenden Unterton und einige zusätzliche Gesangsnoten ergänzt hat. Dazu spielen Crystal Stilts herrlich verhallten Garage-Noisepop im Midtempo-Bereich, wobei die hypnotische Psychedelic-Gitarre und eine flächige Uralt-Orgel die zentralen Merkmale darstellen. Wem Interpol schon immer zu öde-angepasst waren und wer seit über 20 Jahren auf eine von Gothic-Elementen befreite Version von Jesus & the Mary Chains wartet, könnte an dieser New Yorker Band seine Freude haben. Denn in der Tat, die ganze Angelegenheit klingt zwar so, als würden ein paar Musiker in einer Gruft sitzen und von dort aus der Welt bei all ihren Ernsthaftigkeiten zuschauen. Aber: sie können sich dabei unüberhörbar das Grinsen nicht verkneifen. Fr., 5. 8., Molotow, 19 Uhr Denkt man an ungebügelten US-amerikanischen Indierock, wird man an dieser zwischen Dinosaur Jr., Lemonheads und Pavement eingekeilten Band nur schwer vorbeikommen. Allerdings waren Sebadoh über weite Strecken auch gewissermaßen zwei Bands in einer: auf der einen Seite klassische Rock-Anti-Helden mit LowFi-Attitüde, auf der anderen Seite ein Rahmen, in dem Lou Barlow seinen Hang zu Folk mit Akustik-Gitarre ausleben konnte. Die Band gewann jedoch nicht dieselbe Popularität wie andere Vertreter des Genres. Nach den üblichen Streits, Umbesetzungen und Auflösungen ist jetzt wieder große Versöhnung angesagt. Man muss sicher kein Prophet sein, wenn man für die aktuelle Tour eher ein Feuerwerk der alten Hits als ein Festival des Durchschnittsmaterials in Aussicht stellt. Di., 9. 8., Knust, 20 Uhr Was Frank Turner für die Hardcore-Gemeinde ist, könnte Lars Ludvig Löfgren für den Indie-Pop schon sein oder noch werden. Zwar wird das Ganze allgemein noch unter Singer/Songwriter gehandelt, knüpft aber rein musikalisch gesprochen nicht sehr stark an der introvertiert-minimalistischen Geste männlichen Einzelgängertums an. Ob es sich sogar um dessen ironisch gebrochene Version handelt, bleibt fraglich. Sehr deutlich ist dies aber Musik, die sich im Orientierungsrahmen zwischen emphatischer und nach vorne drängender Feierei und slackerigem Indierock bewegt und damit eins schon mal nicht ist: ein Plädoyer für das gemütlich bis niedergeschlagene in-der-Ecke-Sitzen. Mi., 10. 8., Hasenschaukel, 21 Uhr NILS SCHUHMACHER