Gutachten für sich behalten

ELBVERTIEFUNG Wirtschaftsbehörde soll Ende 2010 die EU-Kommission unvollständig unterrichtet haben

Die Elbvertiefung könnte fatale Folgen für die Jorker Obstbauern und den Chemieriesen Dow haben

Haben Hamburgs Wirtschaftsbehörde und die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord (WSD) der EU-Kommission zur Elbvertiefung wichtige Gutachten vorenthalten, um die geplante Elbvertiefung zu beschleunigen? Laut einem Bericht des Spiegel soll der Kommission eine Berechnung der Technischen Universität Delft nicht zur Kenntnis gegeben worden sein.

Die besage, dass sich die Brackwasserzone – in der sich das Salzwasser der Nordsee und das Süßwasser des Flusses mischen – im Falle der geplanten „Fahrrinnenanpassung“ auf 14,50 Meter um 13 Kilometer stromaufwärts verschieben würde. Laut dem Papier, das die Wirtschaftsbehörde Ende 2010 der EU vorgelegt hat, ist mit einer „Stromauf-Verschiebung der Brackwasserzone“, nicht um 13 Kilometer sondern um nur 1.000 bis 1.900 Meter landeinwärts zu rechnen.

Stimmt die Delfter Expertise, hätte das erhebliche Folgen für die Obstbauern im Alten Land, aber auch für den Chemiekonzern Dow Chemical in Stade, schreibt das Magazin: Den Obstbauern droht demnach eine Versalzung des Bodens und die erhebliche Gefährdung „einer konkurrenzfähigen Obstwirtschaft“, so der Jorker Bürgermeister Rolf Lühann.

Chemieriese Dow dagegen hätte mit beträchtlichen Investitionen zu rechnen: Schon im Juli 2010 sollen die Dow-Manager die WSD darüber unterrichtet haben, dass das Unternehmen aufbereitetes Elbwasser für seine Produktion brauche und Millionen in die Hand nehmen müsse, um Salzschäden in seinen Anlagen zu verhindern. MAC