„Der Geist von früher“

30. Geburtstag des Wohnprojekts Schröderstift

■ 49, von Beruf Hausmann, wohnt seit 23 Jahren an der Schröderstiftstraße und ist im Vorstand der Mieterselbstverwaltung.

taz: Herr Röcken, das Schröderstift feiert dieses Wochenende 30-jähriges Bestehen. Sie wohnen seit 23 Jahren in der selbstverwalteten Hausgemeinschaft am Schlump. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Tobias Röcken: Gewisse handwerkliche Arbeiten vergeben wir jetzt nach außen, machen nicht mehr alles selbst. Aber wir sind noch immer eine Basisdemokratie wie früher: Einmal im Monat treffen wir uns, um zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen. Bei uns weht noch immer der Geist von früher.

Das alte Hippie-Feeling?

Die Atmosphäre ist auf jeden Fall speziell. Es herrscht ein alternativer Touch. Aber es gibt mittlerweile auch Kurzhaarige und Bewohner, die nicht unbedingt in Hippie-Klamotten rumlaufen.

Was schätzen Sie am Leben im Schröderstift?

Der Kontakt zu den Mitbewohnern ist viel enger als in anderen Siedlungen, Großstadtanonymität kennen wir hier nicht. Und wir wohnen stadt- und universitätsnah, aber dennoch im Grünen, in einer herrlichen, 1852 erbauten Dreiflügelanlage. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, jemals von hier wegzuziehen.

Welche Sorgen plagen Sie zum 30. Geburtstag?

Die Universität möchte den angrenzenden Park bebauen: Achtgeschössige Gebäude sollen bis auf zehn Meter ans Schröderstift heranreichen. Das wäre für die Natur schade und für uns Bewohner unangenehm. Dagegen wollen wir protestieren. Das Schröderstift ist 1981 aus dem Protest von Studenten gegen die Abrisspläne der Stadt entstanden. Wir sind älter geworden, die Protestformen mögen sich ein wenig verändert haben. Aber wir werden alles versuchen, um den Bau zu verhindern. INTERVIEW: DBÜ

Ab 17.45 Uhr Konzerte. Am Samstag Flohmarkt und Konzerte ab 10 Uhr, Schröderstiftstraße 34