HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Um zwölf Uhr dreißig

Der Klang lauter Musik legt sich über einen verschmierten Haufen Hunde… sagen-wir-mal-Futter vor den Fahrradständern beim Supermarkt.

Die Musik kommt vom Frisörsalon nebenan. An der Bushaltestelle steht ein Rettungswagen, der Mann, für den er bestimmt ist, muss aus der S-Bahn gekommen sein, ich schlussfolgere dies anhand der mindestens sieben Bahnsicherheitsmännern, die um ihn herum stehen. Der Mann ist nicht bereit zur Rettung einzusteigen, wieso auch, ein Rinnsaal Blut an der Schläfe, na und! Er sieht aus, als habe er in seinem Leben schon durchaus kniffligere Situationen gemeistert, nicht zuletzt vielleicht auch durch den Alkoholeinfluss.

Nun steckt er in Verhandlungen mit Sanitätern. Der Bus bemüht sich aus dem Nirgendwo die Bushaltestelle anzufahren. Aus dem S-Bahn Schacht strömen Passagiere, die zur Vergnügungsmeile wollen – tagsüber, nur mal gucken.

Eine Familie voller Knopfaugen und einer einzigen großen Stupsnase, getragen vom Vater, sieht sich zum verletzten Redeführer um, als käme sie nicht von hier. Sie sind bestimmt Schwaben oder so. Praktisch umwehen ihre Dreiviertel-Hosen ihre Waden, auf ihrem Weg an den Geschäften des Sündenpfuhls entlang. Ein Weilchen später sehe ich sie aus dem Fenster des Busses, jetzt sind sie bald an der Davidswache angekommen, wo werden sie wohl zu Mittag einkehren?