SOUNDTRACK

Die Band besteht aus zwei jungen Herren, die sich mit Akustikgitarre bewaffnet haben. Man möchte mit diesem Hinweis aber natürlich keine falschen Assoziationen wecken. Denn erstens werden zwei Gitarren bedient (von denen eine zuweilen sogar gegen ein Banjo ausgetauscht wird), zweitens klingen Spring Lizard einfach auch nicht nach Simon & Garfunkel, sondern orientieren sich eher an jener Art knarzigem Traditional-Folk nordamerikanischer Prägung, bei dem sich Lagerfeuer von selbst entzünden und aus dem Hintergrund weitere Personen mit selbstgebauten Instrumenten hinzutreten. Dabei fing die Sache zunächst als ein in Philadelphia ansässiges Soloprojekt von Jonah Schwartz an und wurde erst nach dessen Umzug nach Buenos Aires zu einem durch Andres Barlesi vervollständigten Duo. Dessen Stärke besteht nun nicht allein darin, durchgehend – und im Übrigen durchgehend harmonisch – zweistimmig zu operieren, sondern beruht auch auf der Fähigkeit, zuweilen so verdichtet zu klingen, als hätte man die oben genannten musizierenden Freunde mit auf der Bühne. Do, 8. 9., 19.30 Uhr, Gängeviertel, Valentinskamp

Wenn man weiß, dass The Freeze im starken Gegensatz zu den in Boston üblichen Gepflogenheiten weder je eine Straight Edge-Band waren, noch einen Flirt mit Metal wagten, dann muss es umso mehr verwundern, dass in dieser Band über die vergangenen 30 Jahre hindurch offenbar alle Musiker der Stadt mal mitgespielt haben. Wie immer das zu erklären ist: auf diesem Wege sind mittlerweile 17 Platten unterschiedlicher Qualität erschienen, von denen insbesondere die frühen Werke der 1980er Jahre weithin als Meisterwerke eines gradlinigen, von Punk geküssten und Melodiebögen nicht ausweichenden US-Hardcores sind, der sich gut mitskandieren lässt, was gerade in Jugendbewegungen von großer Wichtigkeit ist. Und genau das ist Hardcore ja wohl, wie sich an Bands wie The Freeze unschwer erkennen lässt: eine trotzige Aushebelung jedes Verständnisses von Jugend als Lebensphase, die einmal vorbeigeht. Dafür dann an dieser Stelle auch mal Danke an Sänger Clifton Croce (der von Anfang an dabei war). Sa, 10. 9., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

„I’m a woman, I’m a man, I’m neither“; mit diesen Worten outete sich Keith Caputo, jetzt Keith Mina Caputo, im Juli 2011 als Transsexuelle. Caputo ist der Öffentlichkeit vor allem als Sänger der Indiemetalband Life of Agony bestens bekannt, was sich nicht zuletzt seiner/ihrer markanten und für Metal recht unüblichen Stimme und einer stark existentialistischen Grundnote verdankt, die seine/ihre Texte umweht. 1999 verließ Caputo die Band und begann, deutlich ruhiger angelegte Solo-Platten einzuspielen, daneben kam es zur Veröffentlichung einer Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten. Und genau so, wie die Vertonung existentialistischer Literatur nämlich, kommen diese Solo-Songs auch daher. Immer zwischen großer Traurigkeit und kleiner Hoffnung angesiedelt, mal spärlich instrumentiert, mal sympathisch-pathetisch zu Hymnen aufgebaut.

So, 11. 9., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Die aus Edinburgh stammenden Meursault verweisen mit ihrem Bandnamen wohl weniger auf den gleichnamigen französischen Weinbauort als auf eine Figur aus Camus’ „Der Fremde“. Zumindest klingen sie sehr deutlich nicht nach Bacchus und Lukullus, sehr viel mehr erinnern sie dafür an Introversion, unbestimmte Sehnsucht und dunkle Nebelschwade, die vorüberzieht, quasi auch an Leute, die aus Rücksicht auf ihr Gemüt besser nicht zu viel trinken sollten. Im Vordergrund des musikalischen Geschehens liefern sich Elektronik und Saiten- und Schlaginstrumente einen stillen und wabernden Wettlauf, der stets in einem Aufbäumen mündet. Daneben hängt mal im Hintergrund, mal sich nach vorne drängend, ein gerne auch mal im Falsett angesiedelter Gesang rum. Di, 13. 9., 21.30 Uhr, Astra Stube, Stresemannstraße 200 NILS SCHUHMACHER