„Veränderte Bedingungen“

Auktion zur Rettung des Kunstvereins

■ 42, leitet seit 2009 den Hamburger Kunstverein. Zuvor war er Kurator am Witte de With – Center for Contemporary Art in Rotterdam. Foto: Kunstverein

taz: Herr Waldvogel, 36 Künstler haben Arbeiten für Ihre heutige Auktion gespendet. Was sind die Wert?

Florian Waldvogel: Die heute in Hamburg und morgen bei Sotheby’s London zu versteigernden Werke haben insgesamt einen Rufpreis von 216.000 Euro.

Welchen Erlös erhoffen Sie sich tatsächlich?

Er soll das 150.000 Euro starke Defizit decken, das der Kunstverein dieses Jahr voraussichtlich erwirtschaften wird.

Wie kam es zu einem solchen Defizit?

Dadurch, dass wir nicht, wie in Vorjahren, 350.000 bis 400.000 Euro an Drittmitteln akquiriert haben, sondern nur 230.000.

Warum?

Einerseits, weil wir uns bei vielen Stiftungen nicht im Jahresrhythmus bewerben können. Andererseits, weil sich private Sponsoren diesmal zurückgehalten haben.

Haben sie mit Auktionen Erfahrung?

1994 habe ich eine Auktion veranstaltet, um den Frankfurter Portikus – die dem Städel angegliederte Ausbildungsstätte für Künstler – zu retten. Die Stadt strich damals Gelder, sodass sich die Schließungsfrage stellte.

Wie viel haben Sie damals eingenommen?

500.000 Mark. Das hat sogar für zwei Jahre gereicht.

Falls Sie in Hamburg genug für 2011 erlösen: Was tun Sie 2012?

Das möchte ich erst mit dem Vereinsvorstand besprechen.

Bei Ihrer Bewerbung hatten Sie eine Auflösung des Kunstvereins vorgeschlagen…

An eine Auflösung der Vereinsstruktur habe ich nie gedacht. Aber man kann natürlich sparen, indem man Räume kündigt und an variablen Spielstätten – in Kinos oder im öffentlichen Raum – agiert. Das entspräche auch den veränderten Produktionsbedingungen von Kunst. INTERVIEW: PS

20 Uhr, Kunstverein, Klosterwall 23