„Wenig Kulturen-Austausch“

Eine Mentorin erzählt von ihren Erfahrungen

■ 40, freie Autorin, ist seit Februar regelmäßig mit einem Sechsjährigen unterwegs, dessen Eltern aus der Türkei sind.

taz: Frau Behrend, seit Anfang des Jahres sind Sie die Weggefährtin eines türkischstämmigen Jungen. Was motiviert Sie?

Claudia Behrend: Ich habe oft gehört, dass Kinder mit Migrationshintergrund besser integriert werden müssen. Ich fand es spannend einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, indem ich einem Jungen aus der Nachbarschaft die Chance für einen guten Start in Deutschland gebe. Außerdem lerne ich gerne etwas über seine Kultur.

Wird in Hamburg genug für die Integration getan?

Ja, eigentlich schon. Nur die Kulturen mischen sich zu wenig. Es sind oft Parallelwelten, in denen Migranten und Deutsche leben. Auch wenn man im gleichen Stadtteil wohnt und in den gleichen Geschäften einkauft, gibt es nur selten Freundschaften untereinander.

Woran liegt das?

Das habe ich noch nicht herausgefunden. Aber ich glaube, dass eine gewisse Angst vor Fremdem vielleicht eine Rolle spielt: Auch in Stadtteilen wie Altona, in denen die Menschen sich eigentlich dafür entschieden haben multikulti zu leben, gibt es wenig interkulturellen Austausch.

Was wollen Sie als Weggefährtin bewirken?

Der Junge soll Deutsche nicht nur als eine Außenwelt kennenlernen, der er nur zufällig begegnet. Er soll einen richtigen Einblick in mein Leben haben.

Beeinflusst das die Entwicklung der Persönlichkeit?

Ja. Es ist wichtig für ein Kind, das hier lebt, dass die Kulturen sich mischen.Viele öffentliche Personen mit Migrationshintergrund, wie etwa Cem Özdemir, sagen, dass sie eine deutsche Person hatten, die sie geprägt und gefördert hat. INTERVIEW: CHZ

Infoabend Mentorprojekt „Yoldas“: 18.30 Uhr, Schäferkampsallee 27 (Anmeldung unter ☎ 040–87 88 96 972)