„Zu viele Ausnahmen“

Tierschützer fordern bessere Gesetze

■ 62, Rechtsanwalt und Steuerberater, ist seit 2010 ehrenamtlich 1. Vorsitzender des Hamburger Tierschutzvereins.

taz: Herr Graff, warum halten Sie eine Novelle des Tierschutzgesetzes für notwendig?

Manfred Graff: Wir haben das Tierschutzgesetz seit 25 Jahren, es ist im Ansatz ein sehr gutes Gesetz. Aber es hat sich in der Praxis gezeigt, dass es wegen der vielen Ausnahmen insgesamt ein Gesetz gegen Nutztiere geworden ist.

Was möchten Sie ändern?

Früher lag der Fokus auf dem Schutz von Einzeltieren gegen Übergriffe. Inzwischen müssen wir systematisch Tiere vor dem Menschen schützen. Da ist die Massentierhaltung einschließlich Transporten und Schlachten unendlich zu kritisieren.

Warum hat sich bislang praktisch so wenig getan?

Es hakt daran, dass die Leute lieber keine Verbindung ziehen zwischen dem Fleisch auf ihrem Teller und den Schmerzen der Tiere. Die haben verkrüppelte Füße, Hühnern werden die Schnäbel weggeschnitten, Ferkel ohne Schmerzmittel kastriert – obwohl sie nicht ohne vernünftigen Grund leiden sollen.

Haben Agar- und Mastindustrie eine einflussreiche Lobby?

Das ist gerade in den Bundesländern, in denen die Massenzucht und die Käfigtierhaltung praktiziert wird, ein großes Problem. Da leben weite Landstriche von diesen großen Betrieben.

Sollen Tierversuche Thema der Novelle sein?

Vor etwa acht Jahren waren es 2,2 Millionen Versuchstiere, heute sind es drei Millionen, die getötet werden. Zwar sind Alternativverfahren möglich. Das ist aber erst dann praktikabel, wenn es die anderen EU-Länder akzeptieren. INTERVIEW: GRÄ

Am heutigen Welttierschutztag fordert der Deutsche Tierschutzbund ein neues Tierschutzgesetz