„HIV gehört zum Leben“

Auch in Hamburg ist heute Welt-Aids-Tag

■ 51, Leiter des Struensee-Centrums für HIV/Aids und Geschäftsführer des Trägervereins Aids-Hilfe Hamburg. Er arbeitet seit 1988 in Aids-Hilfen.

taz: Herr Korell, der heutige Welt-Aids-Tag steht unter dem Motto: „Positiv Zusammenleben“. Wo ist das Problem?

Jörg Korell: Die Diskriminierung nach dem Outing. Es ist heute leichter, mit HIV zu leben, als vor 20 Jahren, aber immer weniger Menschen sprechen über ihr HIV.

Sollte man sich outen?

Das ist eine Entscheidung, die abgewogen sein will, und die jeder für sich selber und in der Situation treffen muss. Rede ich von meinem Partner, dem Arbeitsplatz oder der medizinischen Versorgung? Beim Zahnarzt zum Beispiel würde ich dringend raten, den Mund zuzulassen. Zahnärzte tun oft so, als sei Aids gestern entdeckt worden. Im Arbeitsleben müssten Vorgesetzte signalisieren, HIV gehört zu unserem Leben, wir sind darauf vorbereitet und geben unseren betroffenen Mitarbeitern alle Unterstützung.

Gibt es Ermüdungserscheinungen beim Thema Aids?

Nein, es geht immer um das Abstrakte und das Konkrete. Jeder würde behaupten schon mal von Aids gehört zu haben. Aber wie viele haben schon mal offen mit ihren Kollegen über deren HIV-Infektion gesprochen? Und gab es vielleicht schon konkrete Zusammenstöße, wo es eben doch um Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung ging?

Wo kann man da ansetzen in der Prävention?

Wir arbeiten da ja schon seit vielen Jahren in diese Richtung. Jeder Einzelne muss sich wirklich positionieren. Zum Beispiel durch Unterstützen unserer Kampagne. Unsere Mitarbeiter sind draußen und nötigen 10.000 Menschen, rote Schleifen zu tragen. Wer sich das Ding ans Revers geheftet hat, positioniert sich öffentlich im Sinne der Solidarität.  INTERVIEW: NIHO

Senatsempfang „HIV und Arbeit“: 18 Uhr, Handelskammer