SPRACHRÄUME

Unter welchen Bedingungen wird Gewalt als legitim erkannt? Dieser Frage widmet sich das Stück „Die Gerechten“, das Peter Riemenschneider nach dem gleichnamigen Roman von Albert Camus inszenierte. Ausgangspunkt bildet ein historisch nachgewiesenes Attentat auf den russischen Großfürsten im Jahre 1905 durch Iwan Kaljajew in Moskau. Mit einer sozialrevolutionären Gruppe will er das aristokratische System in die Knie zwingen und eine gerechtere, menschlichere Welt schaffen. Das erste Attentat misslingt, da Kinder der Fürstenfamilie ebenfalls in der Kutsche spazieren fahren. Und eben an diesem Umstand entzündet sich die Frage, wie weit die Gruppe gehen kann und darf, um ihre radikale Politik zu verfolgen und zugleich Mensch zu sein und zu bleiben. Die fünf Protagonisten, hier von Jugendlichen gespielt, schwanken zwischen dem Wunsch zu leben und zu lieben und zugleich eine egalitärere Gesellschaft herbeizuführen. Sie loten die Grenzen ihres revolutionären Handelns aus und nehmen den eigenen Tod in Kauf. Mo, 12. 12. + Di, 13. 12., jeweils 20 Uhr, Mi, 14. 12., 11 Uhr, Schauspielhaus/Malersaal, Kirchenallee 39

Der Schwanzlurch oder auch das Wassermonstrum waren nur die Namensgeber für den Debütroman „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann im letzten Jahr. Für die Bühne bearbeiteten Bastian Kraft und Tarun Kade das Leben der wohlstandsverwahrlosten Berliner Göre Mifti. Die treibt von Technopartys in Darkrooms rein, wieder zurück und dekliniert ihr Schwimmen in einer derben, kraftstrotzenden Sprache durch. Ein Aufschrei löste damals das Bild einer berauschten und durchsexualisierten Jugend aus und noch eklatanter, eine fiktionale Figur, deren Erlebnisse und ganze ausformulierte Gedanken geklaut sind. Von Blogs, aus Prosatexten und Theorien. Lisa Hagmeister spielt die getriebene Hauptfigur, die mittels „CopyPaste-Funktion“ beständig labert und sich selbst kommentiert. Fr, 16. 12., 20 Uhr, Thalia-Theater, Gaußstraße 190

Bloß nicht Gesicht zeigen! Schafft er es? Die Performance des Musikers und Regisseurs Peter Licht wird sich dieser Herausforderung stellen und wieder mit der goldenen Regel des Musikgeschäfts brechen: Gesicht geben. Nebenbei stellt er sein neues und sechstes Album „Am Ende der Beschwerde“ vor. Nach dem Abgesang auf den Kapitalismus und der Analyse des Zusammenhangs von Gesellschaft und Melancholie ist er trotzdem noch lange nicht einverstanden. Ganz im Gegenteil. Mi, 14. 12., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20 KENDRA ECKHORST