„Wir brauchen Lärm“

Unterschriftenkampagne gegen Gentrifizierung

■ 40, arbeitet beim Verein Gemeinwesenarbeit (GWA) im Bereich Stadtteilpolitik. Er engagiert sich im Bündnis SOS St. Pauli.

taz: Herr Jörg, warum wollen Sie heute in St. Pauli Topf schlagen?

Steffen Jörg: Wir wollen auf eine Unterschriftenaktion von SOS St. Pauli aufmerksam machen. Dazu brauchen wir Lärm.

Was ist das für eine Aktion?

Mit einer Unterschrift können Menschen ab heute unseren Zwölf-Punkte-Plan der letzten Stadtteilversammlung unterstützen. In dem fordern wir, dass Gentrifizierung und Ökonomisierung von Stadtteilpolitik gestoppt wird. Transparenz und Teilhabe der Menschen an der Entwicklung ihres Stadtteils muss möglich sein.

Was heißt das konkret?

Wir wollen zum Beispiel eine gesetzliche Mietpreisobergrenze und die Deprivatisierung von einst öffentlichen Plätzen wie dem Spielbudenplatz erreichen.

Helfen da denn Unterschriften?

Die Unterschriftenaktion ist nur der Beginn unserer Kampagne. Damit wollen wir dokumentieren, wie groß die Unterstützung für den Zwölf-Punkte-Plan ist. Auf den Stadtteilversammlungen werden wir über die Dauer der Aktion und die Übergabe der Unterschriften entscheiden. Unsere nächsten Schritte werden sein, das Bündnis auf breitere Füße zu stellen.

Warum setzen Sie sich für St. Pauli ein?

Ich habe lange hier gelebt und empfinde es als Skandal, dass auf Grundlage von Profitinteressen ein ganzer Stadtteil umstrukturiert wird und alle, die hier nicht mehr reinpassen oder es sich nicht leisten können, verschwinden müssen. Ich mag die Heterogenität in St. Pauli und den hohen Grad an Toleranz für verschiedene Lebensentwürfe. Trotz Großstadt gibt es hier etwas Dörfliches. Die Leute kennen sich und haben eine gewissen Solidarität untereinander. Das finde ich schützens- und erhaltenswert. INTERVIEW: SUL

Beginn: 16 Uhr, Hein-Köllisch-Platz