Bekennende Zündler

ANSCHLAG Erstmals ist ein Rechtfertigungsschreiben zum Brandanschlag auf ein Privatauto aufgetaucht

„Ein paar wütende Autonome“ haben sich zur Brandstiftung an einem Privatauto vor den Riverkasematten bekannt. Anlass war der Jahrestag der Räumung des besetzten Hauses Liebigstraße 14 in Berlin. „Wir lassen es nicht ungestraft geschehen, dass linke Freiräume zerstört und die Freiheit, so zu leben, wie mensch es für richtig empfindet, kriminalisiert wird, während Privatpersonen sich auf kapitalistischem Wege bereichern“, heißt es in einem Bekennerschreiben, das der taz vorliegt. Die Eröffnung der Riverkasematten in der St. Pauli Hafenstraße ist von der linken Szene als Provokation empfunden worden.

Wie die Polizei bestätigte, ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein 3er BMW, Baujahr 2006, vor dem umstrittenen Ausgehlokal angezündet worden. Die Besitzerin habe in einem Café in der Nähe eine Geburtstagsfeier besucht. Laut dem Bekennerschreiben soll die Zerstörung des „teuren BMW Kombi“ ein Ausdruck der Wut über die herrschenden Zustände sein. „Wir wollen mehr linke Freiräume, Luxus für alle und keine Bonzen in unseren Vierteln“, schreiben die „wütenden Autonomen“. Sie beschwören die Erinnerung an die Liebigstraße und die Solidarität mit dem Wohnprojekt Rigaer Straße in Berlin sowie der Roten Flora in Hamburg und kündigen weitere Anschläge an.

Der Vorfall ist ungewöhnlich, weil sich in der Serie brennender Privatautos noch nie jemand zu einer Brandstiftung bekannt hat. Es gab jedoch Anschläge auf einen Wagen der Bundeswehr und Firmenfahrzeuge, die Linke gerechtfertigt haben. Mit gentrifizierungskritischer Begründung wurde das Auto von Bausenatorin Jutta Blankau (SPD) mit Farbe beschmiert, das Büro des Stararchitekten Hadi Teherani bekleckert und es wurden Häuser mit Eigentumswohnungen beschädigt. GERNOT KNÖDLER