„Das führt ins Paradies“

Vortrag über ehrenamtliche Arbeit im Umfeld

■ 54, freiberufliche Lektorin, außerdem tätig in der Konzeption und Moderation politischer Bildungsdiskussionen.

taz: Frau Dr. Beckmann-Schulz, Quartiersarbeit, was ist das überhaupt?

Petra Beckmann-Schulz: In unserem Umfeld fallen immer Aufgaben an. Sei es die Betreuung der Senioren oder das Trainieren einer Basketballmannschaft. Jetzt gibt es immer mehr Menschen, die das ehrenamtlich übernehmen. Das ist Quartiersarbeit oder auch Bürgerengagement.

Warum verzichten dabei so viele Menschen auf Bezahlung?

Das sind Idealisten, die an ein Ziel glauben. Die sehen Probleme in ihrer Umwelt und wollen sie lösen. Sie wollen das Leben ihrer Mitbürger verbessern.

Sind die Menschen sozialer geworden?

Ja! Immer mehr SeniorInnen engagieren sich, zum Beispiel in der Altenbetreuung. Und die außerschulischen Tätigkeiten der Jugend nehmen auch zu.

Was sagen Sie dem ausgebildeten Pfleger, der jetzt keine Arbeit mehr findet?

Klar ist, dass Ehrenamtliche die Arbeit der Fachkräfte nicht ersetzen können. In der Altenbetreuung bleibt oft das Menschliche auf der Strecke. Dafür können die Ehrenamtlichen sorgen, nicht aber für die angemessene Pflege. Es gibt aber auch professionelle Kräfte, zum Beispiel Sozialpädagogen, die ihre Arbeit umsonst anbieten. Sowas braucht jede Stadt.

Wenn immer mehr Menschen umsonst arbeiten, wo führt das hin?

Wenn das so weiter geht, führt es uns direkt ins Paradies. Die Menschen pflegen wieder persönliche Kontakte. Das wirkt der Anonymität unserer Gesellschaft entgegen. INTERVIEW: TIR

Vortrag „Quartiersarbeit ist Bürgerengagement“: 19 Uhr, Staats- & Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3