Kommentar Schulzeitverkürzung: Nicht ins Leben hetzen

Jetzt geht es darum, jedem Kind den bestmöglichsten Abschluss zu ermöglichen. Aber die Behörde macht die Fluchtwege vom Abitur nach acht Jahren dicht.

Hier klagen die Richtigen, könnte man denken. Die Mitstreiter der Initiative "Wir wollen lernen", die 2010 per Volksentscheid das längere gemeinsame Lernen vom Gymnasiums- und Stadtteilschülern verhinderten, wollen nun, dass ihre Kinder zu Stadtteilschul-Bedingungen Abitur machen können. Dabei sind Eltern selber schuld, wenn sie ihre Kinder nicht gleich dort hingeben.

Das ist teilweise richtig. Andererseits haben sich weder Eltern noch Schüler das Turbo-Abitur gewünscht. Dass die Primarschule in der Eltern-Akzeptanz scheiterte, mag auch an der rücksichtlosen Art gelegen haben, wie kurz zuvor die Schulzeitverkürzung durchgesetzt wurde.

Jetzt geht es darum, jedem Kind den bestmöglichsten Abschluss zu ermöglichen. Aber die Behörde macht Fluchtwege vom Turbo-Abi dicht - in der Erwartung, dass die Schüler es irgendwie schaffen oder abgehen und den Bedarf der Wirtschaft nach guten Lehrlingen decken.

Es bringt aber nichts, die jungen Leute ins Leben zu hetzen. Das Geld für ein 13. Schuljahr an der Stadtteilschule ist dagegen gut investiert. Sitzenbleiben als Bestrafung von Kindern sollte zwar abgeschafft werden. Eine freiwillige Verlängerung der Lernzeit aber sollte keinem Kind verwehrt werden. Die "Vorteile", die sich Schüler so verschaffen, sind auch gesellschaftlicher Gewinn.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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