„Vielleicht etwas dösig“

Konzertlesung mit Hamburger Gassenhauern

■ 36, Rettungsassistent, Sänger und Gitarrist. Mit den Tüdelboys lässt er jetzt traditionelles Hamburger Liedgut aufleben.

taz: Herr Rückel, was macht einen echten Hamburger aus?

Philip Rückel: Der ist grundsätzlich fröhlich, etwas verhalten, vielleicht etwas dösig und altbacken wirkend nach außen, aber wenn man ihm Zeit lässt oder ihn so ein bisschen neckt, dann kommt er ganz fix aus sich heraus und ist dann viel herzlicher als er im ersten Moment wirkt.

Sind Ihre Hamburger Gassenhauer auch altbacken?

Das würde ich so jetzt nicht unterschreiben. Wenn Sie zum Beispiel das Lied „Klaun, klaun, Äppel woll’n wir klaun“ nehmen, das singt Ihnen auch ein Vierzehnjähriger mit – und zwar mit wachsender Begeisterung. Es ist nur alles etwas in Vergessenheit geraten.

Kennen die Kinder die Lieder?

Ja, jeder hat mal einen Siebzigsten von Oma mitmachen müssen, und irgendwann kommt dann der Alleinunterhalter um die Ecke oder die Jukebox wird angemacht und da sind genau diese Lieder drin. Ich bin der Meinung, man muss wieder mehr dafür tun, darum mache ich auch diese Lesereise mit.

Sie sind auch im Rettungsdienst tätig und begleiten Stadtführungen musikalisch. Wie viele Jobs haben Sie denn?

Schwierig zu zählen, das wechselt. Ich habe einen Hauptjob als Rettungsassistent und einen Nebenjob in der Rettungsdienstschule. Und dann spiele ich in verschiedenen Bands und mache immer wieder, wenn es um Hamburg geht, gerne mit, denn ich bin mit diesem Liedgut aufgewachsen. Und im Rettungsdienst in Schleswig-Holstein kommen Sie bei manchen Einsätzen auf dem Bauernhof deutlich schneller voran, wenn Sie platt mit den Leuten reden können. Für viele Alte ist Hochdeutsch immer noch eine Fremdsprache.  INTERVIEW: KÖH

Konzertlesung mit den Tüdelboys: 20 Uhr, „Makrele“, Talstr. 29