„Fiktion und Wirklichkeit“

Autor Marsiske über Roboter im Militäreinsatz

■ 56, arbeitet als freier Autor in Hamburg und schreibt für Zeitschriften und Online-Magazinen wie c‘t und Telepolis.

taz: Herr Marsiske, unbemannte Drohnen fliegen Angriffe in Afghanistan. Stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Militärzeitalter?

Hans-Arthur Marsiske: Die Entwicklung geht dahin. Robotik-Technologie spielt im Militär eine immer wichtigere Rolle, auch wenn das gerne verschleiert wird. Auf Militärbasen in Amerika gehen Soldaten morgens in den Krieg, steuern die tödlichen Drohnen, und helfen abends ihren Kindern bei den Hausaufgaben. Zum ersten Mal ist es möglich, Krieg zu Bürozeiten zu führen. Damit wird eine Tür aufgemacht, die man nicht wieder schließen kann. Hier verschmelzen Science-Fiction und Wirklichkeit auf negative Weise.

Dabei ist die Entwicklung der Robotik-Technologie nicht generell negativ. In ihrem Buch sprechen Sie über Triebkräfte. Militär macht dabei nur einen Teil aus …

Das Militär ist eine von drei Triebkräften – wohl aber die problematischste. Auch die Industrie und die Wissenschaft spielen eine Rolle. Vor allem in den USA hat die militärische Nutzung allerdings Priorität. Das Militär nimmt viel Geld in die Hand. Nur wenige Forscher können ohne dieses Geld leben.

Was fordern Sie?

Mir ist wichtig, mit welcher Motivation die Entwicklung von Robotern geschieht. Hier ist ein Prozess im Gange, der nicht ohne die Einbindung der Öffentlichkeit vonstattengehen sollte. Wir müssen uns fragen: Wofür möchten wir diese Technik einsetzen? Die Entwicklung von Robotern ist vergleichbar mit der Erziehung von Kindern. Wenn man sie gut erzieht, vollziehen sie positive Dinge. Bei Robotern kann das genauso sein – das wäre mein Wunsch. INTERVIEW: JRA

Buchvorstellung „Kriegsmaschinen – Roboter im Militäreinsatz“: 19 Uhr, Metropolis, Kleine Theaterstr.