„Verstärkt soziale Themen“

Eine Ausstellung junger Fotografie wird eröffnet

■ gründete 2004 das Projekt „gute Aussichten“ und fördert jährlich mit einem Wettbewerb und einer Ausstellung junge Nachwuchs-Fotografen.

taz: Frau Raab, was ist das Besondere an Ihrer Ausstellung?

Josefine Raab: Wir umfassen jeweils ein Jahr mit unseren Preisträgern und geben so einen Überblick über die „upcoming talents“. Fotografie ist ein Medium, das uns allseitig umgibt. Das Spannende ist nun zu sehen, wie es sich verändert über die Jahre.

Gibt es für den Wettbewerb ein Thema?

Nein. Wir zeigen die jungen Talente an einem Punkt in ihrem Werdegang, wo sie noch frei entscheiden, mit welchem Thema sie sich beschäftigen, bevor sie in andere Kontexte verschwinden und ihre Arbeiten durch Mechanismen des Kunstmarktes beeinflusst werden.

Sie zeigen Ihre Ausstellung auch in den USA. Unterscheidet sich deutsche von amerikanischer Fotografie?

Fotografie war in Amerika viel früher ein anerkanntes Kunstmedium, das Platz gefunden hat in großen Museen. Diese Entwicklung hat in Deutschland erst sehr viel später eingesetzt. Sie unterscheiden sich natürlich auch thematisch. Die jungen Menschen setzen sich hier wieder verstärkt mit sozialen Themen auseinander. Eine Zeit lang ging es mehr darum, sich selbst und das Medium Fotografie zu spiegeln.

Ein Beispiel?

Eine unserer Künstlerinnen verfolgt die Spur einer der größten Hochstapler der letzten Zeit: Christian Karl Gerhartsreiter, der 20 Jahre in Amerika gelebt und verschiedene Identitäten angenommen hat. Sie vermischt dabei Fiktion und Realität. Das ist eine ganz süffisante Angelegenheit, weil sie die gesamte Fotografie als Hochstapler entlarvt. INTERVIEW: KÖH

Ausstellungseröffnung: „Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie 2011/2012“: 19 Uhr, Haus der Photographie, Deichtorhallen. Die Ausstellung läuft bis zum 3. Juni