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FUSSBALLRANDALE Nach den Ausschreitungen am Rande des Zweitliga-Spiels gegen Rostock fordert die Polizei vom FC St. Pauli ein neues Fan-Konzept

„Das waren keine Fußballfans, das waren Kriminelle und Verbrecher!“

Innensenator Michael Neumann

Nach den Fan-Ausschreitungen im Anschluss an das Zweitliga-Spiel gegen Hansa Rostock setzt Polizeipräsident Werner Kopitzsch die Führung des FC St. Pauli unter Druck. Per NDR-Interview mahnte Kopitzsch an, der Verein müsse „ein Konzept“ für den Umgang mit gewaltbereiten „Hardcore-Fans“ entwickeln. Was er genau erwarte, ließ der SPD-Mann offen.

Zuvor hatte Polizeisprecher Mirko Streiber beklagt, „Gewalttäter aus dem Bereich des FC St. Pauli haben ihre Gewalt an uns ausgelebt und uns gezielt angegriffen“. Innensenator Michael Neumann (SPD) ließ sich gar mit dem Satz „Das waren keine Fußballfans, das waren Kriminelle und Verbrecher!“ zitieren.

Nachdem den Rostocker Fans per Polizeiverfügung der Kartenkauf und also der Stadionbesuch verwehrt worden war, hatten Hansa-Sympathisanten am Sonntagnachmittag friedlich in Altona demonstriert. Noch während des Spiels, das St. Pauli 3:0 gewann, kam es unweit des Stadions zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Pauli-Sympathisanten und der Polizei.

Beim Verein ist man bemüht, Ruhe in die Diskussion zu bringen und vorschnelle Urteile zu vermeiden. „Wir werden die Ereignisse gründlich analysieren und mit der Polizei und dem Fanladen aufarbeiten – dann können wir uns ein Urteil bilden und notwendige Maßnahmen ableiten“, verlautbarte das FC-Präsidium. Die Fans vor Verallgemeinerungen schützen, sich aber dennoch von den Ausschreitungen Einzelner distanzieren: So heißt die Gratwanderung.

Nach Informationen des Hamburger Abendblatts sollen an den Attacken auf die Polizeikräfte vor allem Jugendliche aus der Gruppe „St. Pauli Warriorz“ beteiligt gewesen sein, einer Streetgang aus dem weiteren Umfeld des Vereins. Die St. Pauli Ultrás (USP), denen einige Medien die Ausschreitungen anlasteten, sollen dagegen nicht involviert gewesen sein. Die USP-Mitglieder, die aus Protest gegen die Aussperrung der Rostocker Fans mehrheitlich dem Stadion fernblieben, wurden dort kaum vermisst. So lobte Sportchef Helmut Schulte demonstrativ die „ spielbezogene Unterstützung“.

Während einige Spieler Schulte zustimmten, geißelte Ersatzkeeper Benedikt Pliquett die polizeiliche Fanaussperrung mit den Worten, er habe „unter diesen Umständen als Spieler und Mensch kein Spaß mehr an dem Spiel“. Der Polizei warf er auf Facebook vor, „gezielt den Fußball zu zerstören“. MAC