Neuer Asta ohne Jusos

UNIVERSITÄT Linkes Bündnis will das Frauenreferat wieder einführen und sich kritisch dem SPD-Senat entgegenstellen. Wahl in nächtlicher Mammutsitzung

Die Sitzungsdauer ist ein Fall fürs Guinness-Buch: Von sechs Uhr abends bis halb acht am Morgen tagte das Studierendenparlament (Stupa) der Uni Hamburg, um einen neuen Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) zu wählen. Schließlich kam doch ein Bündnis aus den fünf Listen CampusGrün, Regenbogen / AL, SDS, Geisteswissenschaften Liste und den Pirat*inn*en zustande. Seit sechs Jahren erstmals nicht am Ruder ist die Juso-Hochschulgruppe, die vor einem „linken Chaos-Asta“ gewarnt hatte.

Die schon für vorige Woche geplante Wahl stand auf der Kippe, nachdem bekannt wurde, dass es im Januar bei der Wahl zum Studierendenparlament zu Stimmenfälschungen gekommen war: Briefwahlunterlagen aus drei Wohnheimen waren geklaut und falsch ausgefüllt worden. Daraufhin wurde dort die Wahl wiederholt.

„Wir haben das noch mal analysiert und vertrauen drauf, dass das niemand aus dem Bündnis war“, sagt Moritz Krauß von der Pirat*inn*en-Liste, der fortan Asta-Öffentlichkeitreferent ist. Es gebe aber auch Überlegungen, wie sich derlei verhindern lasse: Statt fertige Wahlzettel zu verschicken, könnte man etwa, wie bei „richtigen“ Parlamentswahlen, Briefwahl nur auf Antrag zulassen.

Das Bündnis hat einen 30-Seiten-Koalitionsvertrag verfasst und sieht eine Neuausrichtung des Asta „zu Gunsten einer basisdemokratischen Entwicklung“ vor. So hatte der von den Jusos gestellte Asta beispielweise das von einer eigenen Frauen-Vollversammlung gewählte „autonome Frauenreferat“ abgeschafft. Dieses soll nun wieder eingerichtet werden.

Weiter will man für ein demokratisches Hochschulgesetz streiten und die Studienbedingungen verbessern. „Der Burnout-Hetze des Bachelorsystems begegnen wir mit unserer Vorstellung von einem emanzipatorischen Bildungsbegriff“, sagt Vorstandfrau Franziska Hildebrandt. Nicht zuletzt: Der neue Asta kündigt an, sich wieder mehr in die städtische Politik einmischen zu wollen, als die Vorgänger es taten.

„Sechs Jahre Jusos“, meint Vorständler Simon Stülken, „sind sechs Jahre zu viel.“  KAJ