Gagfah Mieter wehren sich

WOHNEN Protest bei der Stadtentwicklungsbehörde: Der Senat möge endlich gegen die Verwahrlosung der Wohnungen des Börsenkonzerns einschreiten

■ Der Gagfah gehören bundesweit 120.000 Wohnungen, hamburgweit 9.400.

■ In der AG Wohnen haben sich Mieter helfen Mietern (MHM), die Sozialberatungsstelle Verikom, der Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (Aku) und die Pastorin für Verständigungsarbeit zusammengeschlossen.

■ Veranstaltung „Mieten - Mängel - Wohnungsnot! Kann die Gagfah machen, was sie will?“: 7. Juni, 19 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20. Auf dem Podium: MieterInnen, Matthias Kock, BSU, Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnet (Linke). ADZ

Die Gagfah-Mieter im Wilhelmsburger Bahnhofs- und Korallusviertel haben die Nase voll von ihrem Vermieter, dem börsennotierten Wohnungskonzern Gagfah: Dieser vernachlässige systematisch die Instandhaltung der rund 1.000 Wohnungen. Etwa 50 Bewohner besuchten am Montag die Stadtentwicklungsbehörde (BSU), um Senatorin Jutta Blankau (SPD) eine Unterschriftenliste zu übergeben, verbunden mit der Forderung, Politik und Verwaltung sollten einschreiten.

Schimmel, undichte Fenster, Wände und Dächer, verrottende Treppenhäuser und kaputte Fahrstühle, verwahrloste Außenanlagen. Schon im vergangenen Jahr erreichten die Mieter gemeinsam mit den Unterstützern der Wilhelmsburger AG Wohnen (siehe Kasten) mit Protesten vor der Konzernzentrale in Wandsbek ein riesiges Echo in Politik und Medien. Doch außer vereinzelten kosmetischen Reparaturen tat sich nichts.

Grundlegende, sogar gefährliche Mängel würden nicht beseitigt, behaupten die Mieter. Höhepunkt der Liste: Laut der AG Wohnen sauste unlängst ein Mieter im nicht gewarteten Fahrstuhl ungebremst fünf Stockwerke tief. Er überlebte verletzt. Gagfah-Sprecherin Bettina Benner stellt die Situation völlig anders dar. Der Fahrstuhl sei gewartet worden. Zurzeit laufe ein Rechtstreit zwischen Unfallopfer und Aufzugsfirma.

Benner versichert, nach den Protesten vom vergangenen Jahr habe der Konzern reagiert, sei vor Ort zu Gesprächen bereit und kümmere sich um Sauberkeit und Sicherheit. Schadensmeldungen würden innerhalb von zwei Tagen begutachtet, Schäden binnen drei Wochen behoben. Der größte Teil der Mängel sei auf Vandalismus zurückzuführen.

Auch Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken findet, der Senat müsse handeln: Das Hamburgische Wohnraumschutzgesetz, das einen angemessenen Zustand von Mietwohnungen sicherstellen soll, müsse konsequent angewandt werden. Außerdem kritisiert sie, dass die Bezirke viel zu wenig Personal für die Kontrollen der Wohnungspflege einsetzten – hamburgweit zwölf Mitarbeiter. Allgemein gelte: „Solange der Senat nicht erheblich mehr Sozialwohnungen baut und versucht, auslaufende Sozialwohnungsbindungen zu verlängern, haben Gruselvermieter wie die Gagfah ein leichtes Spiel.“

Die BSU wollte sich auf Nachfrage angesichts einer Veranstaltung am Donnerstag (siehe Kasten) nicht äußern. Ein Behörden-Vertreter werde dort Stellung beziehen. ANGELA DIETZ