Kräftemessen um Wohnanlage

INITIATIVE „Rettet Elisa“ hat Unterschriften für den Erhalt der Gebäude gesammelt, für die Wohnungsbaugenossenschaft ist das ein Boykott

Eine deutliche Mehrheit der verbliebenen Mieter hat sich für eine Sanierung der „Elisa“, einer Wohnanlage am Elisabethgehölz in Hamm ausgesprochen, annähernd zwei Drittel, sagt Michael Brackhahn von der Mieterinitiative „Rettet Elisa“. In den vergangenen Wochen hat die Initiative Unterschriften von den Mietern gesammelt: Sie sollen heute der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (VHW) übergeben werden, um einen Abriss der Wohnanlage zu verhindern. Um die Backsteinanlage „Elisa“ gibt es seit über einem Jahr Streit: Für die VHW wäre dank Subventionsmöglichkeiten ein Neubau am lohnendsten. Einige der Bewohner kämpfen jedoch für die Sanierung und den Erhalt der Gebäude.

„Mit diesem Ergebnis könnte nun die 15 Monate dauernde Auseinandersetzung um das Gebäude entschieden sein“, schreibt die Mieterinitiative. Sie beruft sich auf ein Versprechen, das VHW-Vorstand Marco Hahn gegeben haben soll: Wenn sich über die Hälfte der Mieter für eine Sanierung ausspräche, werde die VHW der Modernisierungsvariante zustimmen, zitiert Brackhahn den Vorständler.

Hahn widerspricht dieser Darstellung: Vor einem Monat habe man sich auf das Vorgehen geeinigt, in Einzelgesprächen die voraussichtlichen Mietkosten für beide Konzepte – Sanierung und Neubau – für die einzelnen Wohnungen gegenüberzustellen. Auf der Grundlage dieses „Meinungsbilds“ habe der Vorstand eine Entscheidung treffen wollen. Die Initiative habe diese Gespräche aber „boykottiert und unterbunden“, sagt Hahn, und stattdessen eine Unterschriftenliste gestartet. Tatsächlich seien bislang nur mit acht der 58 verbliebenen Mietparteien Gespräche zustande gekommen. „Es gab Situationen, in denen Gespräche vereinbart waren, und meine Mitarbeiter wurden vor verschlossener Tür stehen gelassen wurden“, sagt Hahn.

Brackhahn erklärt das so: Seitens der Initiative wurde befürchtet, die Einzelgespräche hätten das Ziel, den Druck auf die Mieter zu erhöhen und die Entmietung voranzutreiben.

Der SPD-Bezirksabgeordnete Tobias Piekatz, der die fünf Gesprächsrunden zwischen Mietern und Genossenschaft moderiert hat, bestätigt Hahns Version des gegebenen Versprechens. „Das ist gerade ein Kräftemessen“, sagt er, „ein Austesten, wer am längeren Hebel sitzt.“

Das von der Initiative erhobene Meinungsbild „kann und wird nicht die Basis für eine Entscheidung sein“, sagt Hahn. Der Abstimmungsprozess werde abgebrochen. Auch ohne weitere Gespräche seien jedoch beide Optionen noch auf dem Tisch. Eine Entscheidung soll Anfang 2013 getroffen werden.