DEUTSCHLAND GEHÖRT IN DIE EU: Deutsch, groß und bekloppt

EU-Tauglichkeit im Check

DENIZ YÜCEL

„Deutschland liegt in Europa“, weiß taz-Experte Andreas Rüttenauer (46). Begeisterte Europäer waren die Deutschen immer. Kaiser Wilhelm II. und Altkanzler Hitler kämpften für ihre Vision von Europa, scheiterten aber an der Verweigerungshaltung der Briten und Franzosen.

Kanzlerin Angela Merkel (59) ist in Europa zwar so beliebt wie die beiden zusammen, aber – typisch Frau – viel geschickter: „Ich setze darauf, dass die Reformen, auf die wir setzen, auch umgesetzt werden“ (Merkel-Deutsch für: „Zackzackaberdallijawoll“). Durch Europa rollt kein deutscher Panzer mehr, sondern der deutsche Finanzminister. Elegant, effektiv, umweltschonend. Seither geht’s vorwärts bzw. aufwärts mit der europäischen Idee.

Europa bedeutet freies Reisen. Die Deutschen waren schon immer Reise-Weltmeister (Mallorca, Interrail, Stalingrad). Deshalb legen sie Wert darauf, dass die Ausländer im Ausland bleiben. Darum sind Ausländer in Europa so willkommen wie in Deutschland: nicht die Bohne. Europa bedeutet Demokratie. Nach deutschem Vorbild: Niemand weiß, was genau das ist und wie das funktioniert, aber irgendwie wird irgendwas gewählt, und hinterher geht es ge-

LÄNDERLEXIKON DEUTSCHLAND

Hauptstadt: Berlin

Größe: groß

Bevölkerung: schuldig

Exportgüter: Weltmeister, Weltmacht, Weltkrieg

Berühmte Leute: Beckenbauer, Hitler

Berühmte Orte: Schwarzwald, Westerwald, Buchenwald

Kultur: Fanmeile, Bioladen, Autobahn

EU-Tauglichkeit: top

nau so weiter wie vorher. Europa heißt Umweltschutz. Für die Natur haben die Deutschen Platz im Herzen, nicht wie Spanier und Italiener nur im Kühlschrank.

Und Europa bedeutet Ordnung. Ein Hausmeisterparadies voller Vorschriften. Darüber darf man meckern, das können die Deutschen besonders gut. Aber: Kein Haus ohne Hausordnung. Kurz, Europa ist so, wie Deutschland immer sein wollte: groß und bekloppt.