Trauer und Wut

Protestdemo nach dem Tod des 31-jährigen Stephan N. in Köln. Beschuldigte Polizeibeamte wieder auf freiem Fuß

KÖLN taz ■ Mit „Mörder, Mörder“-Rufen versammelten sich am Samstag rund 500 Demonstranten vor der Polizeiwache Eigelstein in der Kölner Innenstadt. Sie forderten eine lückenlose Aufklärung der Umstände, die zum Tod von Stephan N. führten.

Der 31-Jährige war am Freitag nicht mehr aus dem Koma erwacht, in das er mutmaßlich in Folge schwerer Misshandlungen durch Polizisten gefallen war. Die Demonstration verlief nach Angaben eines Polizeisprechers in „aufgeheizter und aggressiver Stimmung“, jedoch friedlich.

Unterdessen sind der 24-jährige Polizeiobermeister Mathias L. und der 28-jährige Polizeimeister Lars S., die vorläufig festgenommen worden waren, wieder auf freiem Fuß. Sie stehen in Verdacht, an vorderster Stelle den gefesselten Stephan N. am 11. Mai auf der Wache Eigelstein massiv geschlagen und ins Gesicht getreten zu haben. Die beiden sollen auch versucht haben, Beweismittel beiseite geschafft zu haben. Dabei geht es um blutbefleckte Uniformteile. Daraufhin waren bereits am 14. Mai ihre Privatwohnungen durchsucht worden. Die gegen sie am Freitag vom Amtsgericht Köln erlassenen Haftbefehle wurden nach ihrer Vorführung vor dem Haftrichter außer Vollzug gesetzt, da keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr bestünde. „Das ändert nichts an dem dringenden Tatverdacht“, sagte die Kölner Oberstaatsanwältin. Der Polizeipräsident hat inzwischen gegen die zwei Beamten ein Entlassungsverfahren eingeleitet.

Insgesamt stehen sechs Polizisten in Verdacht, Stephan N. misshandelt zu haben. Sie wurden bereits am 13. Mai vom Dienst suspendiert. Nach Aussagen zweier ihrer Kollegen sollen die Beschuldigten den an Händen und Füßen Gefesselten brutal getreten und geschlagen haben. Laut Zeugenaussage eines Passanten soll der Thrombose-Kranke auch schon bei seiner Festnahme und der Überführung im Streifenwagen auf die Wache durch mehrere Beamte malträtiert worden sein.

Bei einer später im Krankenhaus unter Zwang durchgeführten Blutprobe fiel Stephan N. dann ins Koma. Ob tatsächlich Misshandlungen zu seinem Tod führten, soll bei rechtsmedizinischen Untersuchungen geklärt werden. NRW-Innenminister Fritz Behrens schloss für diesen Fall weitere Maßnahmen nicht aus. „Das schließt auch das Verhalten der direkten Vorgesetzten ein.“ PASCAL BEUCKER