Die Wirtschaft fordert ein Gratis-Bafög

Verbände wollen die Pflicht zur Rückzahlung abschaffen – aber nur für untere Einkommensschichten

BERLIN taz ■ Für Kinder aus einkommensschwachen Elternhäusern sollen die Hürden, ein Studium aufzunehmen, nach Ansicht von Wirtschaftsvertretern niedriger werden. Sie fordern, das Bafög künftig als Volldarlehen zu gewähren, das nicht zurückgezahlt werden muss. „Dieser Zuschuss sollte Kindern aus mittleren und unteren Einkommensschichten gewährt werden“, sagte der Sprecher des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, Frank Stäudner, der taz.

Das hieße, die Zahl der Empfänger zu reduzieren, die Fördersumme für den Einzelnen aber aufzustocken. Laut Stäudner sollten nicht nur die Lebenshaltungskosten, sondern auch die Studiengebühren in den Bafög-Satz einfließen.

Der Stifterverband ist ein gemeinnütziger Verein aus Wirtschafts- und Wissenschaftsvertretern, der Hochschulen fördert und sich als Ideengeber versteht. Zusammen mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, der Bundesvereinigung der Arbeitgeber und dem Bundesverband der Deutschen Industrie stellen die Stifter am heutigen Mittwoch in Berlin ein neues Konzept zur Studienfinanzierung vor.

Bislang hat die Wirtschaft zwar viele Ideen, aber kaum Geld für die Studienfinanzierung beigesteuert. Einen gemeinsamen Stipendienfonds soll es laut Stäudner auch in Zukunft nicht geben. Das Studium sollte aber nach Ansicht der Wirtschaftsvertreter komplett elternunabhängig finanzierbar sein.

Um dies zu gewährleisten, müsse neben dem Gratis-Bafög ein System von Bildungskrediten eingerichtet werden. Die Idee ist, dass sich jeder Studierende zu soliden Konditionen Geld leihen kann – etwa bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Für die Risiken haftet der Staat.

Das Deutsche Studentenwerk ist grundsätzlich für den Ausbau des Bafögs – was die Zahl der Empfänger, aber auch die Höhe betrifft. „Wir teilen die Forderung, dass auch Gebühren berücksichtigt werden müssen“, sagt dessen Chef Achim Meyer auf der Heyde. Derzeit bezieht ein Viertel der Studierenden Bafög, im Durchschnitt 376 Euro im Monat. Die Hälfte der Gesamtsumme muss nach Studienende zurückgezahlt werden.

Ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes in der Studienfinanzierung lehnt Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) jedoch ab. Sie trifft sich heute mit den WissenschaftsministerInnen der Länder. Auf der Tagesordnung steht auch die Förderung des Stipendienwesens. ANNA LEHMANN