Finanzkrise trocknet Fördertöpfe aus

Wegen der Finanzkrise reduzieren Stiftungen in den nächsten Jahren ihre Förderung um 20 Prozent, sagen Experten

BERLIN taz ■ „Nach der Krise – welche Regeln brauchen die Finanzmärkte?“ Das ist eine der Fragen, unter die die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Veranstaltung über die Finanzkrise stellt. Um eines wird es dabei nicht gehen: um finanzielle Probleme der Stiftungsstipendiaten.

Dabei gäbe es da Interessantes zu berichten. Für Stipendiaten im Graduiertenprogramm der SPD-nahen Stiftung fällt von Oktober bis Dezember die Forschungskostenpauschale von 300 Euro weg. „Aufgrund unserer derzeit angespannten Haushaltslage“ solle die Pauschale erst im Januar ausgezahlt werden, heißt es in einer E-Mail an die Betroffenen.

Eva Linze*, die seit Februar an dem Programm teilnimmt, ist skeptisch, ob das Geld tatsächlich noch kommt. Für sie bedeutet die vorübergehende Kürzung aber ein ganz handfestes Problem. „Die Forschungskosten fallen trotzdem an, egal, ob ich das Geld dafür bekomme“, sagt Linze. Für sie sind das derzeit Fahrtkosten zu der Professorin, die ihre Dissertation betreut. Außerdem fallen Materialkosten für Interviews an. „Bis zum Ende des Jahres weiß ich nicht, wie ich manche Sachen bezahlen soll“, sagt Linze.

Marianne Braun von der Abteilung Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung sieht dagegen keinen Zusammenhang zwischen der Kürzung der Zahlungen und der Finanzkrise. Es handle sich lediglich um normale Schwankungen und nichts, „was der Analyse bedürfe“.

Dabei wäre die Friedrich-Ebert-Stiftung nicht die einzige, die von der Finanzkrise betroffen ist. Das deutlichste Beispiel ist die Stiftung Industrieforschung. Sie hatte ihr Kapital in Aktien der Deutschen Industriebank (IKB) angelegt. Zwar wurde aus der Fast- nur eine Beinahepleite, doch die Kurse der Bank fielen ins Bodenlose. Die Stiftung musste schließlich einen Dividendenausfall feststellen. Daher werden bis auf Weiteres nur alte Projekte weiter gefördert, neue Zusagen gibt es nicht. Dabei bleibe es auch vorerst, sagt Vorstand Peter Weirich.

Nur halb so viel für Kultur

Ähnlich sieht es bei der Landesstiftung Baden-Württemberg aus. 24,39 Millionen Euro soll die landeseigene Stiftung im Jahr 2009 ausgeben. Im vergangenen Jahr war es noch doppelt so viel Geld, was in Kultur, Bildung und Forschung floss. Die Stiftung bemüht sich um Schadensbegrenzung: „Trotz eines der Finanzmarktkrise geschuldeten erheblichen Rückgangs der Erträge“ komme dieser Betrag zustande, heißt es bei der Stiftung.

Laut Ambros Schindler, Leiter des Deutschen Stiftungszentrums, macht die Krise vor kaum einer Organisation halt: „Bei den Stiftungen, die noch gut dastehen, liegen die Verluste im einstelligen Prozentbereich“, sagt er. Hier hätten die Verantwortlichen die Probleme entweder kommen sehen oder das Geld, das in Aktien angelegt war, rechtzeitig anders investieren können, so dass Verluste vor allem durch die Zinssenkungen zustande kämen.

Schindler schätzt, dass es in den kommenden Jahren 20 bis 25 Prozent weniger Fördergelder zu verteilen gibt. „In zwei bis drei Jahren könnte es wieder aufwärts gehen“, sagt er. Dann, wenn sich der Markt so weit stabilisiert habe, dass die Stiftungen wagten, Geld nicht nur in festverzinsliche Anlagen zu stecken.

SVENJA BERGT

*Name geändert