Anstieg der Privatinsolvenzen: Singles öfter pleite

Eine neue Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass Alleinstehende häufiger insolvent gehen. Der Grund für die Schulden: Die Arbeitslosigkeit.

Letzter Ausweg vor dem finanziellen Kollaps: Schuldnerberatung. Bild: dpa

BERLIN taz Jeder zwölfte Haushalt in Deutschland kann seine Schulden nicht bezahlen. Das sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, am Dienstag bei der Vorstellung der aktuellen Überschuldungsstatistik in Berlin.

Das seien drei Millionen Haushalte. Die Insolvenzen von Privathaushalten sind nach den Daten des Amtes im Vergleich zum Vorjahr allerdings um 7,7 Prozent zurückgegangen. Als häufigsten Grund für die schweren finanziellen Probleme nannten 30 Prozent aller Menschen, die im vergangenen Jahr eine Schuldnerberatung aufsuchten, die Arbeitslosigkeit; 14 Prozent der Hilfesuchenden konnten ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen, nachdem sie sich von ihrem Lebenspartner getrennt haben oder dieser starb. Besonders kritisch sieht es in der Haushaltskasse von Alleinerziehenden und Alleinlebenden aus: Sie machen knapp 60 Prozent aller Betroffenen aus.

In der gemeinsamen Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes und der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung wurden die anonymen Daten von 57.000 überschuldeten Menschen aus dem vergangenen Jahr ausgewertet. Im Schnitt hatten sie jeweils ein Minus von 36.000 Euro angehäuft, bevor sie die Hilfe in Anspruch nahmen. Bei mehr als der Hälfte lag zudem das monatliche Nettoeinkommen unter 900 Euro.

Drei Viertel der alleinstehenden Frauen und Männern mussten sogar mit weniger auskommen. "Überschuldung ist in Deutschland einer der wichtigsten Gründe für Armut und soziale Ausgrenzung", sagte Marius Stark von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Er warnte davor, das Problem zu vernachlässigen. Schon lange wären nicht mehr allein die Randgruppen betroffen, sondern weite Schichten der Bevölkerung. Zudem seien die Betroffenen starkem Stress und psychischem Druck ausgesetzt.

In Deutschland gibt es rund 950 Schuldnerberatungsstellen mit 2.000 Mitarbeitern, 212 Beratungsstellen lieferten Daten für die Statistik. Finanziell unterstützt werden sie von den Ländern, Kommunen, Wohlfahrts- und Verbraucherverbänden. "Wir brauchen doppelt so viele Anlaufstellen, denn wir erreichen nur knapp 15 Prozent der Betroffenen", beklagte Marius Stark bei der Präsentation der Zahlen.

Etwa 1,2 Millionen Menschen liefen Gefahr, bald in die Schuldenfalle zu tappen. Da könnten die defekte Waschmaschine oder steigende Energiepreise schnell zum finanziellen Kollaps führen. "Und die Folgen der Finanzkrise für die Privathaushalte kann sich auch noch niemand vorstellen", sagte Stark.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.