Bischof Mixa wegen Holocaust-Vergleich kritisiert

Erzbischof Zollitsch rügt Argumentation mit Zahl der Abtreibungen und der im Holocaust Ermordeten

HAMBURG dpa ■ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat den Augsburger Bischof Walter Mixa kritisiert. Dieser hatte die Zahl der Abtreibungen in den vergangenen Jahren mit dem Holocaust in Verbindung gebracht.

In Anspielung auf Williamson sagte Mixa: „Es hat diesen Holocaust sicher in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten gegeben. Wir haben diese Zahl durch Abtreibungen aber bereits überschritten.“ Mixa habe von mehr als neun Millionen Abtreibungen in den vergangenen Jahrzehnten gesprochen und gesagt: „Diese neun Millionen fehlen uns.“

Dem entgegnete Zollitsch im ARD-Morgenmagazin gestern vor Beginn der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Hamburg: „Der Holocaust ist etwas Furchtbares. Und es gibt gar keine Möglichkeit, den Holocaust einfach mit anderen Elementen zu vergleichen.“ Natürlich seien die Bischöfe besorgt wegen der hohen Zahl der Abtreibungen. „Aber es wird immer wieder darauf ankommen, dass wir, wenn wir Vergleiche anstellen, die richtigen Proportionen treffen.“ Mixa werde Gelegenheit zur Klarstellung haben.

Zuvor hatte der Zentralrat der Juden Mixa bereits eine „Instrumentalisierung der Holocaust-Opfer“ vorgeworfen. Das Bistum Augsburg erklärte, die Erwähnung der „unterschiedlichen Zahlen in verschiedenen Sachzusammenhängen bedeute aber keine Relativierung des Holocausts“. Dies zu konstruieren, sei „absurd und bösartig“. Erstmals in ihrer Geschichte kommt die Deutsche Bischofskonferenz in Hamburg zusammen. Die 68 Geistlichen, die rund 25 Millionen Katholiken in Deutschland repräsentieren, tagen bis zum Donnerstag im Hotel Elysée. Offiziell steht im Mittelpunkt der Beratungen die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Aber auch die Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson wird die Bischöfe beschäftigen. Auch wenn das Thema Piusbruderschaft in der Tagungsordnung nicht auftaucht, werden die Bischöfe darüber beraten, sagte Matthias Kopp, Sprecher der Bischofskonferenz. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ hat eine klare Stellungnahme der Bischöfe zu dem Thema gefordert.