Albig wird Bürgermeister: Steinbrücks Sprecher siegt in Kiel

Torsten Albig, Sprecher von Bundesfinanzminister Steinbrück, gewinnt Wahl zum Kieler Oberbürgermeister. Er gewann überraschend gegen die Amtsinhaberin von der CDU.

Überraschungssieger: Torsten Albig. Bild: dpa

KIEL taz Torsten Albig wird neuer Oberbürgermeister von Kiel: Der SPD-Kandidat gewann am Sonntag überraschend deutlich die Direktwahl in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Er erhielt 52 Prozent, auf seine Konkurrentin, Amtsinhaberin Angelika Volquartz (CDU), entfielen 41 Prozent. Der dritte Bewerber, Raju Sharma von der Linken, erreichte knapp 7 Prozent. Nur etwas mehr als jeder dritte Kieler - knapp 37 Prozent - ging zur Wahl.

Der 45-jährige Albig war nicht als Favorit ins Rennen gestartet: Obwohl die SPD seit der Kommunalwahl 2008 wieder die stärkste Kraft in der Kieler Ratsversammlung ist, waren Volquartz recht gute Chancen auf eine Wiederwahl eingeräumt worden. Die heute 62-Jährige war 2003 nach 50 Jahren SPD-Hoheit auf den OB-Posten gewählt worden, im Rat stellte ein schwarz-grünes Bündnis die Mehrheit. Zurzeit kooperieren SPD und Grüne, toleriert von der Abgeordneten der Minderheitenpartei SSW in einer sogenannten "Dänen-Ampel". Albig erobert eine einstige Hochburg seiner Partei zurück: Bevor die CDUlerin Volquartz 2003 die Stichwahl ums Amt der Oberbürgermeisterin gewann, hatte über Jahrzehnte die SPD das Kieler Rathaus geführt.

Der neue Rathauschef will stärker in Bildung investieren, unter anderem den Haushalt so umschichten, dass Geld für Kindergärten und Schulen übrig bleibt. Sparen will er bei Verkehrsprojekten. Bis Mitte Juni, dem offiziellen Stichtag des Amtswechsels, arbeitet Albig in Berlin: Der Wirtschaftsfachmann und Jurist ist Sprecher von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). In Kiel ist Albig kein Unbekannter, er war 2006 als Stadtkämmerer tätig.

Weder CDU noch SPD hatten mit dem Ergebnis gerechnet. Volquartz sagte am Wahlabend, es sei ihr "ein Rätsel", der CDU-Landeschef und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nannte den Wahlausgang enttäuschend: "Leider ist es nicht gelungen, unsere Wählerinnen und Wähler in ausreichender Zahl zu mobilisieren." Freude herrschte bei der SPD, deren Landesvorsitzender Ralf Stegner sagte, der Sieg Albigs sei für die kommenden Wahlkämpfe "ein starker Rückenwind für die Nord-SPD und darüber hinaus". Nach Europa- und Bundestagswahl findet in Schleswig-Holstein im Mai 2010 eine Landtagswahl statt. Gratulationen für den Sieger gab es auch von den Grünen, deren Landeschef Robert Habeck sagte: "Am Ende entscheiden Wahlen, nicht Umfragen."

Alle Parteien beklagten die schlechte Wahlbeteiligung. "Das ist uns ein Ansporn, noch stärker für Demokratie und soziale Politik zu werben", sagte Stegner. Die Landessprecherin der Linken, Cornelia Möhring, sagte, dass in Vierteln mit vielen sozial Benachteiligten nicht einmal jeder Fünfte zur Wahl gegangen sei. Bereits bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr lag die Beteiligung im landesweiten Schnitt unter 50 Prozent.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.